Heft 
(1.1.2023) 116
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Editorial Editorial 5 Liebe Leserinnen und Leser, 125 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass Theodor Fontane in Berlin verstarb. Von der»prachtvollen Eigenart« seines Stils, von seiner»feinen konzisen Grazie« schwärmte kurz nach Fontanes Tod der heute vergessene Paul Lin­semann und plädierte zugleich dafür, möglichst bald ein»köstliches Buch« mit Fontanes damals nahezu unbekannten Briefen zu veröffentlichen. Nun gibt es zwar mittlerweile eine stolze Anzahl an Editionen von ­Fontane-Briefen. Noch immer aber tauchen bisher unbekannte Briefe auf. Mit zwei kommentierten Präsentationen solcher Funde eröffnet dieses Heft. Hans-Jürgen Beck stellt Briefe Theodor Fontanes an die Familie Sonnenthal vor, entstanden in Zusammenhang mit Aufenthalten in Bad Kissingen. Fon­tanes Briefe an jenen eingangs erwähnten Paul Linsemann, ein umtriebiger Theatermensch und weitgehend erfolgloser Autor der Jahrhundertwende, wurden von Klaus-Peter Möller ediert und mit biographischen Erläuterun­gen versehen. In der Rubrik»Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte« können wir diesmal an Forschungsdiskussionen anknüpfen, die in vergan­genen Heften der Fontane Blätter geführt wurden. Nicht nur setzen die Beiträge von Charlotte Anke und Iwan-Michelangelo DAprile die Ausein­andersetzung mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 aus den Hef­ten 111 und 112 fort, wobei DAprile in seinem Beitrag nun die Erinnerung des engen Fontane-Vertrauten Georg Friedlaender in den Blick nimmt. Mit ihrer translationswissenschaftlichen Analyse der französischen Überset­zung von Kriegsgefangen knüpft Charlotte Anke zudem an die im letzten Heft publizierte Dokumentation von Fontane-Übersetzungen an und zeigt damit exemplarisch, wie gewinnbringend eine Untersuchung der bisher wissenschaftlich kaum beachteten Übersetzungen von Fontane-Werken sein kann. Mit seinem Beitrag zur Chronologie der Wanderungen-Bände leistet Georg Wolpert erneut buchwissenschaftliche Grundlagenarbeit, die