Heft 
(1.1.2023) 116
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106 Fontane Blätter 116 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Eine Chronologie der Buchausgaben Georg Wolpert Sieh, dich lockten indes heimische Triebe bald Platen 1 Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg wanderten mit. Durch ein ganzes erfülltes Schriftstellerleben. Sie sind»die erste Liebe« Theodor Fon­tanes gewesen, wie spielerisch er das auch immer gemeint haben mag, wenn er sich als 75-Jähriger an einen fernen Aufsatz erinnert, den er als Untertertianer geschrieben hat:»[] aber daß der Aufsatz, der den forschen Titel ›Auf dem Schlachtfelde von Groß=Beeren‹ führte, meine erste Wande­rung durch die Mark Brandenburg gewesen ist, ist richtig.« 2 Und als Fonta­ne sich kurz vor seinem Tod der Roman Der Stechlin und das autobiogra­phische Werk Von Zwanzig bis Dreißig waren vollendet noch einmal einem Wanderungstext zuwendet, dem dann Fragment gebliebenen Das Länd­chen Friesack und die Bredows, kann er in einem Brief vom 1. August 1898 an Frau von Bredow-Landin vom»Wiederaufnehmen einer alten Liebe« sprechen. 3 Eine Spanne von rund 65 Jahren. Zwar nicht in dieser, aber doch immerhin in einer von fast vierzig Jahren, nämlich von der Publikation von In den Spreewald vom 31. August bis 3. September 1859 in der Preußischen Zeitung bis zu Fontanes Tod 1898, vergeht kein Jahr ohne eine ex- oder in­tensivere Beschäftigung des Autors mit seinen Wanderungen. Betrachtet man allerdings die Erscheinungsdaten der Erstausgaben seiner eigentli­chen, d. h. von ihm selbst als solche im Titel bezeichneten vier Wanderungs­bände, so stellt man fest, dass diese in einem Zeitrahmen von nur zwanzig Jahren erschienen sind. Doch auch dieser Zeitrahmen öffnet sich, denn Fontane hat sich seine Wanderungsbände wieder und wieder vorgenom­men, sie vielfach und vielfältig bearbeitet, für Folgeauflagen Texte hinzuge­fügt, übernommen oder herausgenommen, umgestellt, erweitert, neu gruppiert, korrigiert, inhaltlich und stilistisch verbessert. Drei der vier Bände haben ihren Titel Flusslandschaften entlehnt, und vielleicht lässt sich der Fontanesche Wanderungskosmos am besten mit einer riesigen mäan-