8 Fontane Blätter 116 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes »[D]a sang doch die liebenswürdige Commerzienräthin in Kissingen ganz anders«. Theodor Fontane und die Familie Sonnenthal Hans-Jürgen Beck Theodor Fontane(1819–1898) besaß eine durchaus enge Beziehung zu Bad Kissingen. Insgesamt verbrachte er in dem Weltbad mehr als ein Vierteljahr seines Lebens. Vom 28. bis 31. August 1867 führte ihn sein Weg als Berichterstatter über den Deutsch-Österreichischen Krieg erstmals an die fränkische Saale. In den Jahren 1889 bis 1891 kehrte er dann auf Anraten seines Hausarztes Wilhelm Delhaes nach Bad Kissingen zur Kur zurück und wohnte in dieser Zeit im Hotel Garni von Gottfried Will. Literarischen Niederschlag fanden seine Aufenthalte im bayerischen Staatsbad in seinem Buch über den Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 in der Kurzgeschichte Eine Frau in meinen Jahren sowie in dem Gedicht Brunnenpromenade. Hinzu kommen noch 51 Briefe, die er von hier aus geschrieben hat sowie sein Eintrag im Goldenen Buch der Stadt mit einem kurzen Gedicht im Jahre 1890. Während seines zweiten Kuraufenthaltes machte er die Bekanntschaft des jüdischen Bankiers Hugo Sonnenthal(1845–1921) und dessen Frau Adele Lippmann(ca. 1852–1929), die nicht mit dem bekannten Wiener Schauspieler Adolf von Sonnenthal verwandt waren. 1 Dabei muss sich die Gelegenheit ergeben haben, dass Adele Sonnenthal, die über eine ausgebildete Stimme verfügte und eine große Musikfreundin war, einige Gesangsstücke in Anwesenheit Fontanes und seiner Frau zum Besten gegeben hat. Ebenfalls anwesend war der aus Dessau stammende Maler Richard Schubring(1851– 1902), ein guter Bekannter der Sonnenthals, der von Hugo und dessen Schwiegervater Leopold Lippmann zwei Porträts gemalt hat. Nachdem Hugo Sonnenthal seinem neuen prominenten Bekannten Ende Dezember zu dessen 71. Geburtstag gratuliert hatte, antwortete Fontane ihm nur wenige Tage später am 2. Januar 1891 sehr herzlich:
Heft  
(1.1.2023) 116
Seite
8
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