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Deutsche Rundschau.
Verstecke hervorbrach und mühelos, weil sie schon im Rücken ihrer Verfolger War, mit „eins, zwei, drei" den Freiplatz neben der Bank erreichte.
„Wo warst Du?"
„Hinter den Rhabarberstauden; die haben so große Blätter, noch größer als ein Feigenblatt ..."
„Pfui . . ."
„Nein, pfui für Euch, weil Ihr verspielt habt. Hulda, mit ihren großen Augen, sah wieder nichts, immer ungeschickt." Und dabei flog sie von Neuem, über das Rondeel hin, aus den Teich zu, vielleicht weil sie vor hatte, sich erst hinter einer dort auswachsenden dichten Haselnußhecke zu verstecken, um dann, von dieser aus, mit einem weiten Umweg um Kirchhof und Fronthaus, wieder bis an den Seitenflügel und seinen Freiplatz zu kommen. Alles war gut berechnet; aber freilich, ehe sie noch halb um den Teich herum war, hörte sie schon vom Hause her ihren Namen rufen, und sah, während sie sich umwandte, die Mama, die, von der Steintreppe her, mit ihrem Taschentuche winkte. Noch einen Augenblick, und Effi stand vor ihr.
„Nun bist Du doch noch in Deinem Kittel, jund der Besuch ist da. Nie hältst Du Zeit."
„Ich halte schon Zeit, aber der Besuch hat nicht Zeit gehalten. Es ist noch nicht Eins; noch lange nicht," und sich nach den Zwillingen hin umwendend (Hulda war noch weiter zurück) ries sie diesen zu: „Spielt nur weiter; ich bin gleich wieder da."
-i- *
Schon im nächsten Augenblicke trat Effi mit der Mama in den großen Gartensaal, der fast den ganzen Raum des Seitenflügels füllte.
„Mama, Du darfst mich nicht schelten. Es ist wirklich erst halb. Warum kommt er so früh? Cavaliere kommen nicht zu spät, aber noch weniger zu früh."
Frau von Briest war in sichtlicher Verlegenheit; Effi aber schmiegte sich liebkosend an sie und sagte: „Verzeih', ich will mich nun eilen; Du weißt, ich kann auch rasch sein, und in fünf Minuten ist Aschenpuddel in eine Prinzessin verwandelt. So lange kann er warten oder mit dem Papa plaudern."
Und der Mama znnickend, wollte sie leichten Fußes eine kleine eiserne Stiege hinaus, die aus dem Saal in den Oberstock hinaus führte. Frau von Briest aber, die unter Umständen auch unconventionell sein konnte, hielt plötzlich die schon sorteilende Effi zurück, warf einen Blick auf das jugendlich reizende Geschöpf, das, noch erhitzt von der Aufregung des Spiels, wie ein Bild frischesten Lebens vor ihr stand, und sagte beinahe vertraulich: „Es ist am Ende das Beste, Du bleibst wie Du bist. Ja, bleibe so. Du siehst gerade sehr gut aus. Und wenn es auch nicht wäre, Du siehst so unvorbereitet aus, so gar nicht zurecht gemacht, und darauf kommt es in diesem Augenblicke an. Ich muß Dir nämlich sagen, meine süße Effi ..." und sie nahm ihres Kindes beide Hände . . . „ich muß Dir nämlich sagen . . ."
„Aber Mama, was hast Du nur? Mir wird ja ganz Angst und bange."