M Ariest.
Roma n von
Theodor Fontane.
Siebentes Capitel.
Es war schon Heller Lag, als Effi am andern Morgen erwachte. Sie hatte Muhe, sich zurechtzufinden. Wo war sie? Richtig, in Kessin, im Hause des Landraths von Jnnstetten, und sie war seine Frau, Baronin Jnn- stetten. Und sich aufrichtend, sah sie sich neugierig um; am Abend vorher war sie zu müde gewesen, um Alles, was sie da halb fremdartig, halb altmodisch umgab, genauer in Augenschein zu nehmen. Zwei Säulen stützten den Deckenbalken, und grüne Vorhänge schlossen den alkovenartigen Schlafraum, in welchem die Betten standen, von dem Rest des Zimmers ab; nur in der Mitte fehlte der Vorhang oder war znrückgeschlagen, was ihr von ihrem Bett aus eine bequeme Orientirung gestattete. Da, zwischen den zwei Fenstern, stand der schmale, bis hoch hinauf reichende Trnmeau, während rechts daneben, und schon an der Flurwand hin, der große schwarze Kachelofen aufragte, der noch (so viel hatte sie schon am Abend vorher bemerkt) nach alter Sitte von außen her geheizt wurde. Sie suhlte jetzt, wie seine Wärme herüberströmte. Wie schön es doch war, im eigenen Hause zu sein; so viel Behagen hatte sie während der ganzen Reise nicht empfunden, nicht einmal in Sorrent.
Aber wo war Jnnstetten ? Alles still um sie her, Niemand da. Sie hörte nur den Ticktackschlag einer kleinen Pendule und dann und wann einen dumpfen Ton im Ofen, woraus sie schloß, daß vom Flur her ein paar neue Scheite nachgeschoben würden. Allmälig entsann sie sich auch, daß Geert, am Abend vorher, von einer elektrischen Klingel gesprochen hatte, nach der sie denn auch nicht lange mehr zu suchen brauchte; dicht neben ihrem Kissen war der kleine Weiße Elsenbeinknops, auf den sie nun leise drückte.
Gleich danach erschien Johanna. „Gnädige Frau haben befohlen."
„Ach, Johanna, ich glaube, ich habe mich verschlafen. Es muß schon spät sein."
Deutsche Rundschau. XXI, 2.
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