Heft 
(1894) 81
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Deutsche Rundschau.

auch junge Mamas) Wohl das Beste sein, während er für seine Person, unter Verzicht auf den EhrentitelPapa", das einfache Briest entschieden bevorzugen müsse, schon weil es so hübsch kurz sei. Und was nun die Kinder angehe bei welchem Wort er sich, Aug' in Auge mit dem nur etwa um ein Dutzend Jahre jüngeren Jnnstetten, einen Ruck geben mußte nun, so sei Esst eben Esst und Geert Geert. Geert, wenn er nicht irre, habe die Bedeutung von einem schlank aufgeschossenen Stamm, und Esst sei dann also der Epheu, der sich darum zu ranken habe. Das Brautpaar sah sich bei diesen Worten etwas verlegen an, Esst zugleich mit einem Ausdruck kindlicher Heiterkeit, Frau von Briest aber sagte:Briest, sprich was Du willst und formulire Deine Toaste nach Gefallen, nur poetische Bilder, wenn ich Dich bitten darf, laß bei Seite, das liegt jenseits Deiner Sphäre." Zurechtweisende Worte, die bei Briest mehr Zustimmung als Ablehnung gefunden hatten.Es ist möglich, daß Du recht hast, Luise."

Gleich nach Aufhebung der Tafel beurlaubte sich Esst, um einen Besuch drüben bei Pastors zu machen. Unterwegs sagte sie sich:Ich glaube, Hulda Wird sich ärgern. Nun bin ich ihr doch zuvorgekommen sie war immer zu eitel und eingebildet." Aber Esst traf es mit ihrer Erwartung nicht ganz; Hulda, durchaus Haltung bewahrend, benahm sich sehr gut und überließ die Bezeugung von Unmuth und Aerger ihrer Mutter, der Frau Pastorin, die denn auch sehr sonderbare Bemerkungen machte.Ja, ja, so geht es. Natürlich. Wenn's die Mutter nicht sein konnte, muß es die Tochter sein. Das kennt man. Alte Familien halten immer zusammen, und wo 'was is, kommt 'was dazu." Der alte Niemeher kam in arge Verlegenheit über diese fort­gesetzten spitzen Redensarten ohne Bildung und Anstand und beklagte 'mal wieder, eine Wirthschafterin geheirathet zu haben.

Von Pastors ging Esst natürlich auch zu Cantor Jahnke's; die Zwillinge hatten schon nach ihr ausgeschaut und empfingen sie im Vorgarten.

Nun, Esst," sagte Hertha, während alle Drei zwischen den rechts und links blühenden Studentenblumen aus- und abschritten,nun, Esst, wie ist Dir eigentlich."

Wie mir ist? O, ganz gut. Wir nennen uns auch schon Du und bei Vornamen. Er heißt nämlich Geert, Was ich Euch, wie mir einfällt, auch schon gesagt habe."

Ja, das hast Du. Mir ist aber doch so bange dabei. Ist es denn auch der Richtige?"

Gewiß ist es der Richtige. Das verstehst Du nicht, Hertha. Jeder ist der Richtige. Natürlich muß er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen."

Gott, Esst, wie Du nur sprichst. Sonst sprachst Du doch ganz anders."

Ja, sonst."

Und bist auch schon ganz glücklich?"

Wenn man zwei Stunden verlobt ist, ist man immer ganz glücklich. Wenigstens denk' ich es mir so."

Und ist es Dir denn gar nicht, ja, wie sag' ich nur, ein bißchen genant?"