Heft 
(1880) 39
Seite
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Theodor Fontane in Berlin.

Paare, das nun seinerseits durch die breite Schräg-Allee aus das Sieges­denkmal und die dahinter gelegene Alsenstraße Zufuhr.

Als sie mitten auf dem von bunten Lichtern überstrahlten Platze waren, schmiegte sich die schöne junge Frau zärtlich an ihren Gatten und sagte: War das ein Tag, Otto. Ich habe Dich bewundert".

Es wurde mir leichter, als Du denkst. Ich spiele mit ihm. Er ist ein altes Kind".

Und Melanie! .... Glaube mir, sie suhlt es. Und sie thut mir leid. Du lächelst so. Dir nicht?"

Ja und nein, nm eliers. Man hat eben nichts umsonst in der Welt.

Sie hat eine Villa und eine Bildergalerie . . . ."

Aus der sie sich nichts macht. Du weißt ja, wie wenig sie daran

hängt . *. . ."

Und hat zwei reizende Kinder . . . ."

Um die ich sie fast beneide".

Nur:, siehst Tu", lachte der Major.Ein Jeder hat die Kunst zu lernen, sich zu bescheiden und einzuschränken. Wär' ich mein Schwager, so würd' ich sagen . . . ."

Aber sie schloß ihm den Mund mit einem Kuß, und in: nächsten Augenblicke hielt der Wagen.

Die beiden Näthe von der Legation und der Polizei waren an der Ecke des Petri-Platzes in eine Droschke gestiegen, um bis an das Potsdamer Thor zu fahren. Von hier aus wollten sie den Rest des Weges, um der frischen Abendluft willen, zu Fuß machen. In Wahrheit aber hielten sie blos zu den: Satze,daß man in: Kleinen sparen müsse, um sich in: Großen legitimiren zu können", wobei leider nur zu bedauern blieb, daß ihnen die großen Gelegenheiten" entweder nie gekommen, oder regelmäßig von ihnen versäumt worden waren.

Unterwegs, so lange die Fahrt dauerte, war kein Wort gewechselt worden, und erst beim Aussteigen hatte, bei der nun nvthig werdenden Division von 2 in 6, ein Gespräch begonnen, das alle Parteien, mit Ausnahme des Kutschers, zufrieden gestellt zu haben schien. Beide Näthe hüteten sich deshalb auch, sich nach den: letzteren umzusehen, vor allen: Tnquede, der ein abgeschworener Feind aller Platzübergänge mit Eisenbahn­schienen und Pferdebahn-Geklingel, überhaupt erst wieder in Ruhe kam, als er die schon frisch in Knospen stehende Bellevuestraße glücklich erreicht hatte.

Reiff folgte, schob sich artig und respectvoll an die linke Seite des Legationsrathes und sagte plötzlich und unvermittelt:

Es war doch wieder eine recht Peinliche Geschichte heute. Finden Sie nicht? Und ehrlich gestanden, ich begreif ihn nicht. Er ist doch nun