Heft 
(1880) 39
Seite
328
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Recht. Du hast immer Recht. Aber wo nur Anastasia bleibt, die Stunde nimmt ja gar kein Ende. Sie quält mir die Liddy viel zu sehr, und das Ende vom Lied ist, daß sie dem Kind' einen Widerwillen beibringt. Und dann ist es vorbei. Denn ohne Lieb' und ohne Lust ist nichts in der Welt. Auch nicht einmal in der Musik . . . Aber da kommt ja Teich­gräber und will uns einen Besuch anmelden. Ich bin außer mir. Hätte viel lieber noch mit Dir weiter geplaudert".

In eben diesem Augenblicke war der alte Parkhüter, der sich vergeblich nach einem von der Hausdienerschaft umgesehen hatte, bis an die Veranda herangetreten und überreichte eine Karte.

Melanie las:Ebenezer Rubehn (Firma Jakob Rubehn und Söhne) Lieutenant in der Reserve des 5. Dragoner-Regiments ..."

Ah, sehr willkommen ... Ich lasse bitten ..." Und während sich der Alte wieder entfernte, fuhr Melanie gegen das kleine Fräulein in übermüthiger Laune fort:Auch wieder einer, und noch dazu ans der Reserve! Mir widerwärtig, dieser ewige Lieutenant. Es giebt gar keine Menschen mehr".

Und sehr wahrscheinlich, daß sie diese Betrachtungen fortgesetzt hätte, wenn nicht aus dein Kiesweg ein Knirschen hörbar geworden wäre, das über das rasche Näher kommen des Besuchs keinen Zweifel lassen konnte. Und so war es. Im nächsten Augenblicke stand der Angemeldete vor der Veranda und verneigte sich gegen beide Damen.

Melanie hatte sich erhoben und war ihm einen Schritt entgegen gegangen.Ich freue mich, Sie zu sehen, Herr Rubehn, und bitte, Sie zunächst mit meiner lieben Freundin und Hausgenossin bekannt machen zu dürfen .... Herr Ebenezer Rubehn, . . . Fräulein Friederike von Sawatzki!"

Ein flüchtiges Erstaunen spiegelte sich ersichtlich in Rubehns Zügen, das, wenn Melanie richtig interpretirte, mehr noch dem kleinen verwachsenen Fräulein, als ihr selber galt. > Ebenezer war indessen Weltmann genug, um seines Erstaunens rasch wieder Herr zu werden, und sich ein zweites Mal gegen die Freundin hin verneigend, bat er um Entschuldigung, seinen Besuch ans der Villa bis heute hinausgeschoben zu haben.

Melanie ging leicht darüber hin, ihrerseits bittend, die Gemüthlichkeit dieses ländlichen Empfanges und vor allem eines unabgeräumten Frühstücks- . tisches entschuldigen zu wollen, .chlais n In Z-uerrs, oonrnro n in Fnorrs, eine kriegerische Wendung, an die mir's im Uebrigen ferne liegt, ernsthafte Kriegsgespräche knüpfen zu wollen".

Gegen die Sie sich vielmehr unter allen Umständen gesichert haben möchten", lachte Rubehn.Aber fürchten Sie nichts. Ich weiß, daß sich Damen für das Capitel Krieg nur so lange begeistern, als es Verwundete zu Pflegen giebt. Von dem Augenblick an, wo der letzte Kranke das Lazareth verläßt, ist es mit dem Kriegseiser vorbei. Und wie die Frauen in allem Recht haben, so auch hierin. Es ist das Traurigste von der Welt,