Friedrich dchristoxch Schlosser.
Von
Franz Vühl.
— Königsberg. —
sts man sich anschickte, den hundertjährigen Gedenktag der Geburt j Friedrich Christoph Schlossers zu begehen, da mochte die Zeit Wohl als eine wenig günstige erscheinen. Die Geschlechter, die ' ihn als Meister, Berather und Warner verehrt hatten, waren dahingegangen, die Masse der Nation folgte Führern, die ganz andere Aufgaben, grundverschiedene Ideale aus ihre Fahnen geschrieben, selbst bei der jüngeren Generation der Gelehrten von Fach schien er vergessen zu sein; es giebt nicht Wenige, die stolz aus ihre historische Bildung und ihre historische Forschung sind und wenig mehr von ihn: kennen, als den Namen. Hat doch selbst der Heidelberger Festredner geglaubt, mit einer gewissen Entschuldigung beginnen zu sollen, daß man diesen Mann feiere, der so lange als eine der ersten Zierden der pfälzischen Hochschule gegolten und der lange Zeit der gelesenste und einflußreichste Geschichtsschreiber der Deutschen gewesen ist. Indessen dieselbe Gelegenheit zeigte, daß der Kreis der Verehrer Schlossers doch größer war als man geglaubt hatte annehmen zu dürfen. Und was vielleicht am ausfallendsten war: nicht nur von den Netteren hatten Viele ihm die Gefühle bewahrt, die sie in der Jugend für ihn gehegt, sondern es fehlte auch nicht an Spuren, die daraus hinwiesen, daß gerade bei dem ganz jungen Geschlecht, innerhalb und außerhalb der Fachkreise, eine gewisse Hinneigung zu dem Manne sich bemerkbar machte. Es hängt das zusammen mit einer merkwürdigen Wandlung in unserer Bildung überhaupt. Die deutsche Welt von heute ist übersättigt von einer Weltanschauung, die sich als Realismus ankündigte, und sehnt sich zurück nach dem idealen Schwung, der die Väter beseelte; hier und da werden Zweifel laut, ob jener vielgepriesene Realismus nicht am Ende blos auf einer Stimmung beruhe, wie sic