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ksans Semper in Innsbruck.
darin bestand, daß Niccolos Vater von den Urkunden mehrmals mit den: Zusatz äs Uräm bezeichnet wird. Nun wies G. Milanesi schlagend nach, daß dieser Zusatz nicht die Provinz Apulien bedeutet, da sonst nach damaligem Gebrauch äs xartidus oder äs xrovlnoias Spalls gesetzt worden wäre, sondern daß das äs Uräia vielmehr sich entweder auf eine Vorstadt von Lucca, oder einen Ort bei Arezzo beziehe, welche auf alten Karten Apulia bezeichnet werden. (Siehe: Usxsttst Omiouario OsoAralloo sts. vol I. x. 102).
Endlich weist Hettner auf den vorwiegend decorativen Charakter der plastischen Ausstattung der süditalischen Kanzeln hin, während in Toscana sich schon vor Niccolo Pisano durchgehends „der unbeirrbar feste Sinn für das Figürliche, für das Bedeutungsvolle und Gedankentiefe" finde. Dieser letztere Punkt gewährt dem Verfasser sodann den Uebergang zum 2. Theile seines Aufsatzes, in welchem er die Deutung der Figurensymbolik an Niccolo Pisanos Kanzel im Baptisterium zu Pisa unternimmt. Wenn wir nun heute allerdings diese Löwen, welche andere Thiere verschlingen oder aber ihnen nichts thun, diese Adler, Greife, Hunde, Schlangen, sowie die verschiedenen christlichen Tugenden rc. weniger mehr nach ihrer religiössymbolischen und begrifflichen Bedeutung als nach ihrer decorativen und architektonischen Function ausfafsen, so mußten sie doch, als sie der Anschauung des Volkes noch unmittelbar verständlich waren, auch als religiöse Symbole zur architektonischen Stimmung des Ganzen in höherem Grade beitragen als jetzt, indem sie die Kanzel in eine Atmosphäre religiöser Weihe tauchten, die wir jetzt nur noch ahnen können. — Es ist das Verdienst einer Exegese, wie sie uns Hettner giebt, der Thätigkeit unserer Phantasie die sicheren Grundlagen zu verschaffen, vermöge deren sie uns ein zugleich plastisches und stimmungswahres Bild vergangener Anschauungs- und Denkweisen neuzuschasfen vermag.
„Was wir in redender Betrachtung und Schilderung nur als ein Nacheinander empfinden, wirkt in der bildenden Kunst als ein lebendiges Neben- und Miteinander, als ein ergreifendes Zusammen. Und was wir, die wir den kirchlichen Anschauungen des Mittelalters entwachsen sind, uns erst auf langen und mühsamen Umwegen der Forschung erschließen müssen, das war dem mittelalterlichen Christen unmittelbar faßlich, vom Herzen zum Herzen sprechend".
Wenn uns Hettner in Niccolo Pisano einen der frühesten Vorboten der Renaissance im 13 . Jahrhundert vorführt, so werden wir im folgenden Abschnitt: „Der Ursprung der Renaissance", ein Jahrhundert weiter geführt. Im ersten Capitel dieses Abschnittes werden uns die humanistischen Vorläufer der eigentlichen Renaissance, Petrarca und Boccaccio, vorgeführt. Schon bei Dante, wiewohl der Grundgedanke seiner göttlichen Komödie noch durchaus mittelalterlich ist, „erklingen doch bereits überall die stolzen Klänge einer neuen Denkart". Trotz all ihrer theologisirenden Färbung ist „die