386
Hans Semper in Innsbruck.
einen Inhalt „und darum auch wieder eine überzeugende Monumentalität"' giebt. Es ist die Zeit des mächtig prunkhasten Barockstils und der inbrünstigen Ekstasenmalerei.
In möglichst kurzen Andeutungen haben wir aus den selbst schon so knapp gehaltenen mannigfachen und höchst anregenden Inhalt dieses glänzend geschriebenen Buches hingewiesen.
Statt in eine ermüdende, formelle Besprechung der vorgeführten Kunstschöpfungen einzugehen, die doch nimmer die Anschauung selbst ersetzen könnte, hat uns der Verfasser vielmehr das geboten, was wir beim Anschauen von Werken der Kunst, trotz allen unmittelbaren Genusses derselben, dessen wir nur fähig seiu mögen, doch so oft zu wissen wünschen, und was nur das Wort und die Forschung bieten kann, nämlich die Enthüllung des weiteren wie engeren Zusammenhanges solcher einzelnen Culturerscheinungen mit den allgemeinen Zeitideen, unter denen sie hervortraten und für welche auch sie Ausdrucksweisen bildeten. — Wesentlich wird dieses Streben des Verfassers dadurch gefördert, daß er neben den politischen, socialen und religiösen Strömungen der verschiedenen Zeiten insbesondere auch deren literarische und wissenschaftliche Thätigkeit mit der künstlerischen, der er immerhin den Vordergrund einräumt, in Parallele stellte. Denn wenn schon das praktische eben sowohl wie das theoretische Leben und Streben des Menschengeistes immer aus denselben gemeinsamen Zeit-und Grundideen fließt, so äußern sich letztere doch stets am reinsten und durch Zufälle und Nebensachen ungetrübtesten in den theoretischen Gebieten der menschlichen Geistesthätigkeit, welche daher einander das directeste und hellste Licht und Verständniß für die Nachwelt zu gewähren geeignet sind.
Ueber die sprachlichen und formellen Vorziige von Hettners Schrift werden die Auszüge, die wir absichtlich möglichst oft selbst reden ließen, dem Leser, der diesen Meister der Form nicht schon aus seinen früheren Schriften kennen sollte, schon eine annähernde Vorstellung gegeben haben, die jedoch erst durch die Lectüre des eleganten Buches selbst dem letzeren auch in dieser Hinsicht völlig gerecht werden kann.