— Aus cheinrich Leutholds Nachlaß. -
Die deutsche Sprache.
Dich vor Allem, heilige Muttersprache,
Preis' ich hoch; denn was mir an Reiz des Lebens Je gewährt ein karges Geschick, ich Hab' es Dir zu verdanken.
Spröde nennt der Stümper Dich nur; mir gabst Du Alles; arm an eigenen Schätzen bin ich,
Doch verschwenderisch wie ein König schwelg' ich Stets in den Deinen.
Mancher Völker Sprachen vernahm ich; keine Ist an Farbe, plastischem Reiz, an Reichthum,
Wucht und Tiefe, keine sogar an Wohllaut Ist Dir vergleichbar.
Ja, Du bist der griechischen Schwester selber Ebenbürtig, wär'st des Gedankenfluges Eines Pindar werth und der Kunst der alten Göttlichen Meister.
wenn die Zeit auch nicht an des deutschen Volkes Weltberus mit ehernem Finger mahnte,
Eine solche Sprache allein genügte,
Ihn zu verkünden.
Abschied.
Lebe wohl! hier theilen sich unsre Pfade-
wandle Deine sonnigen Lebensbahnen,
Leicht des ernstgesinnten und strengen Freundes wirst Du vergessen.
Selt'ner Gaben Fülle verlieh ein Gott Dir: Dieses Auge, lechzend nach allem Schönen, cholde Anmuth, griechisches Maß und eine Seele voll Wohllaut.
Dir gebührt, mit jenen allein den Adel Deines perzens, Deiner Geburt zu theilen,
Denen früh der lachende Mund des Glückes Küßte den Scheitel.
Mir geziemt, den strebenden Flug der Seele Nicht zu hemmen; aber, getreu der Fahne,
Bei des Glücks Stiefkindern zu steh'n im herben Kampfe des Lebens.