Heft 
(1880) 39
Seite
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Aus Heinrich Leutholds Nachlaß.

John Anderson.

John Anderson, mein Lieb, John, Als wir ein junges Paar,

War deine Brau so buschig,

So rabenschwarz deine paar.

Nun ist die Braue licht, John,

Auf deinem Scheitel blieb Nur Schnee; doch Gottes Segen dir, John Anderson, mein Lieb!

! John Anderson, mein Lieb, John,

^ Bergan stiegst du mit mir,

> Und manchen frohen Tag, John,

! pab ich verlebt mit dir;

Nun wanken wir bergab, John Gib mir die pand, o gib!

Daß drunten wir zusammen ruh'n, John Anderson, mein Lieb!

O wär mein Lieb ein Aiederbusch!

G war' mein Lieb ein Fliederbusch In lenzdurchwehter Blüthenxracht, Und flög' ich, als ein Vöglein, husch,

Zn ruh'n in seiner Blätternacht!

wie trauert' ich, würd' ich ihn bleich Und welk im perbst und Winter seh'n, Wie sang' ich, sah' ich blüthenreich Ihn wiederum im Mai ersteh'n!

> G wär mein Lieb die rothe Ros',

! Die keck empor am Schloßwall klimmt, ! Und würde mir des Tropfens Loos,

^ Der im bethauten Kelche schwimmt!

In ihrer Schönheit lustentflammt Durchschwelgt' ich dann die ganze Nacht, Geschmiegt an ihrer Blätter Sammt, Und stürbe, wenn der Tag erwacht.

O wenn um Dich auf kahler k)aid'.

G wenn um Dich auf kahler paid'

Der Sturmwind strich, der Sturmwind strich,

vor seiner wuth mit meinem Kleid Beschirmt' ich Dich, beschirmt' ich Dich. Und drohte Unheil allerwärts

Dich zu umfah'n, Dich zu umfah'n, Als Zuflucht wär' mein treues perz Dir aufgethan, Dir aufgethan!

Und irrt' ich auch in wüstenei'n, verzweifelnd schier, verzweifelnd schier, Die Gede würd' ein Eden sein, wärst Du bei mir, wärst Du bei mir Und wär' ich Fürst, fiel' auf Befehl Die Welt mir zu, die Welt mir zu, Mein allerschönstes Kronjuwel,

Das wärst doch Du, das wärst doch Du!

Lebewohl.

Schnell bricht herein die finst're Nacht, Laut rast der Sturm, der Pochwald kracht; Schwarz, niedrig ob den Eb'nen ziehn Die regenschweren Wolken hin.

Nun kehrt der Jäger heim vom Moor, Das Rebhuhn findet Schutz im Rohr; Ich aber schweife sorgenschwer Entlang den schönen Strand des Ayr.

Der perbst beweint die reife Saat,

Auf die der Winter herrisch trat;

An seinem Pimmel, sonst so klar,

Ballt nun der Sturm die wolkenschaar In meiner Brust gerinnt das Blut, Gedenk' ich der empörten Flut,

! Und daß ich zieh'n muß über Meer, Fern von dem schönen Strand des Ayr.