Auno Fischer in Heidelberg.
Lowositz, Prag, Roßbach, Leuthen und Zorndorf; die Unglückstage von Kollin, Hochkirch und Kunersdorf! Der Eindruck feiner persönlichen
Erhabenheit und Heldenkraft ist mächtiger als die politische Parteistimmung. Wenn man nicht preußisch gesinnt ist, kann man doch „fritzisch" gesinnt sein.
Dieser König war der deutschen Literatur und Dichtung von Grund aus abgeneigt und ist es sein Leben lang geblieben. Mag man ihm daraus einen Vorwurf machen, denn daß er selbst einen Lessiug und Goethe nicht zu schätzen wußte und weniger als einen Wolf und Gellert, war gewiß ein Mangel an Einsicht und Geschmack. Aber die Liebe zur Poesie wird in der Jugend entschieden, nicht im Alter. Als Karl August von Sachsen- Weimar jung war, sah er den Dichter des Götz und Werther vor sich. Als Friedrich Kronprinz war, blühte Gottsched; er hatte Recht, wenn er Voltaire vorzog. Doch war er im Innersten ein deutscher Mann. Seine Bewunderung für Voltaire hat ihn nicht gehindert, bei Gelegenheit einer nichtswürdigen Handlung dem hochgepriesenen Dichter auf französisch die Wahrheit nach deutscher Art zu sagen: „Ich schreibe diesen Brief mit dem
derben Menschenverstand eines Deutschen, der sagt, was er denkt, ohue zweideutige Ausdrücke und flaue Beschönigungen, welche die Wahrheit entstellen". Seine Bewunderung für die französische Literatur hat ihn nicht gehindert, das französische Heer bei Roßbach zu schlagen, und es war doch besser, daß er die deutsche Literatur verachtet und bei Roßbach gesiegt hat, als wenn es umgekehrt gegangen wäre. Durch das, was Friedrich war, ein großer Heldenkönig, durch den Eindruck seiner Person und Thaten, hat er der deutschen Literatur weit mehr genützt, als wenn er sie gepflegt, bezahlt, selbst statt französischer Gedichte deutsche gemacht und der Karschin mehr als zwei Thaler geschenkt hätte.
Die Herzen öffneten sich den Eindrücken einer heroischen Gegenwart. Welche Phantasie hätte auch jenen: Eindruck widerstehen können, den die Kunde von dem Heldentode Schwerins in der Schlacht bei Prag Hervorbringen mußte: wie der linke Flügel der Preußen zu weichen beginnt und der siebzigjährige Feldmarschall die Fahne ergreift, vorangeht und bei den ersten Schritten von Kartätschen zu Boden gestreckt wird! Hören wir nur, welchen poetischen Widerhall der siebenjährige Krieg in unsrer Dichtung hervorries: „den Schlachtgesang" eines preußischen Grenadiers nach dem Siege von Lowositz:
Was helfen Waffen und Geschütz Im ungerechten Krieg?
Gotr donnerte bei Lowositz, lind unser war der Sieg!
Und das Siegeslied nach der Schlacht von Prag mit der Verherrlichung Schwerins: