^H8 - Kuno Fischer in Heidelberg.-
die Wittwe seines Kameraden, sondern nur ein Soldat schildern, der unter ihm gedient, ihn gesehenhat und sür den Helden Tellheim schwärmt: Paul Werner, der kriegslustige Wachtmeister! Ich glaube, der Mann weiß, daß sein Namensvetter Oberst geworden ist; er könnte es auch noch werden, wenn der Hubertsburger Frieden nicht wäre! Jetzt sitzt er auf seinem Bauerngut und denkt nur an den Krieg und den Major Tellheim; am liebsten erzählt er die Afsaire bei den Katzenhäusern, die Just schon so oft von ihm gehört hat, daß er dem Wachtmeister in die Rede fällt: „soll ich dir die erzählen?" Seit dem verwünschten Frieden sind die Kriegsaussichten in der Nähe geschwunden, aber unser Wachtmeister hat die Zeitungen studirt, natürlich nur die Kriegsberichte, und gelesen, daß der Fürst von Georgien gegen die Türken ziehen wird. „Gott sei Dank, daß doch noch irgendwo in der Welt Krieg ist!" Um die Einzelnheiten kümmert er sich nicht weiter. „Der Prinz Heraklius" (Jrakli) war schon Herr von Georgien und hatte sich von Persien unabhängig gemacht. Das heißt bei unserem Wachtmeister: „er hat Persien weggenommen!" Jetzt will er die Türken bekriegen, die Pforte, wie in der Zeitung steht. Damit nimmt es Paul Werner etwas zu buchstäblich und etwas zu eilig: „er wird nächster Tage die ottomanische Pforte einsprengen!" Auch über den Schauplatz ist er nicht genau orientirt; genug es ist Krieg in weiter Ferne, wo Geographie und Geschichtskunde des Wachtmeisters aushören. Krieg ist sein Element, das er in Persien sucht, wenn er es in Preußen und der Umgegend nicht mehr findet. Sein Freigütchen hat er verkauft und hält sich marschfertig; das Geld bringt er seinem Major, der damit machen soll, was er will; das Beste wäre, er ginge mit nach Persien. „Blitz! Der Prinz Heraklius muß ja wohl von dem Major Tellheim gehört haben, wenn er auch schon seinen gewesenen Wachtmeister Paul Werner nicht kennt". Dieses eine Wort sagt mehr als alle Lobpreisungen der Kriegsthaten Tellheims. Es ist ein feiner wohlthuender Zug unseres Stücks, daß es gar nichts von soldatischen Prahlereien nach Art der Maskenkomödie enthält, nicht einmal die Afsaire von den Katzenhäusern darf der Wachtmeister erzählen. Und daß Tellheim einer der tapfersten Helden in der Schlacht war, glauben wir dem braven Werner auf dieses eine so naiv empfundene, so überzeugungsvolle Wort: „Der Prinz Heraklius muß
ja wohl von dem Major Tellheim gehört haben!" Jetzt wundert es mich gar nicht mehr, und ich verstehe es noch besser als zuvor, daß Tellheim, wie er seine Sachen ausräumen läßt, selbst an nichts denkt als an die Waffen; mag Just liegen lassen, was er vergißt, aber die Pistolen soll er mitnehmen!
VI.
Der Austritt zwischen Just und Werner ist die Schlußscene des ersten Acts. Wir sind durch die lebendigste dramatische Schilderung über die Lage und den Charakter Tellheims völlig im Klaren und wünschen einen Schutz-