1. Heinz Büchler, Dieter Wagner, Achim Grawert und Anne-Katrin Fiedler:
Effektivität und Effizienz von Organisationsformen auf Zeit
1.1. Zur Problematik von Sonderorganisationsformen
Die Sonderkommission kann als eine Strukturalternative zur Bewältigung befristeter Aufgaben, die sich schon in vielen Fällen praktisch bewährt hat, gesehen werden. Ihre Vorteile liegen darin, daß die für ein bestimmtes Problem am besten geeigneten Personen aus verschiedenen Organisationsbereichen ohne übertriebene Rücksicht auf Statusfragen für einen bestimmten Zeitraum zusammenarbeiten können. Hierdurch entsteht zeitweilig eine Art Nebenstruktur zur herkömmlichen Organisation. Unter dem Begriff Sonderkommission(Soko) werden je nach zugrundeliegendem Anlaß und Bedeutung eine Vielzahl unterschiedlichster Erscheinungsformen von Organisationseinheiten auf Zeit diskutiert.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach der Effektivität und Effizienz von Sonderkommissionen im kriminalpolizeilichen Geschehen. Bei der Bewältigung"außerordentlicher Ereignisse", wie z.B. Geiselnahme und Entführung, sieht sich die Polizeiorganisation einem äußerst komplexen und zudem auch relativ seltenen, gleichwohl jedoch bedeutenden Problem gegenüber, das mit der herkömmlichen Organisation nicht zu bewältigen ist. Hier tritt eine auf das Problem zugeschnittene, zeitlich befristete Sonder-Organisationsform neben die bestehende Primärorganisation(PO): die sogenannte,„Besondere Aufbauorganisation‘“ oder Sonderkommission (Soko).
Sonderkommissionen werden häufig auch zur Aufklärung besonders schwerwiegender Taten, wie z.B. Mord, bei denen die Öffentlichkeit ein besonderes Interesse an der Aufklärung hat, eingerichtet. Insbesondere bei den sogenannten Mordkommissionen ist zu unterscheiden zwischen solchen Mokos, die schon Bestandteil der Primärorganisation sind und solchen, die insbesondere bei ländlichen Dienststellen anzutreffen sind und erst nach Eintritt des Ereignisses als Soko ins Leben gerufen werden müssen.
15