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Effektivität und Effizienz kriminalpolizeilicher Organisationsformen auf Zeit : mit weiteren Beiträgen von Erich Philipp und einer Arbeitsgemeinschaft an der Polizei-Führungsakademie (Münster) unter Leitung von Wolfgang Stein / Heinz Büchler ...
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für manchen Beamten attraktiver als die Auszahlung. Problematisch ist auch, daß nur in ganz wenigen Fällen während einer laufenden Sonderkommission die Überstunden abgebummelt werden können. So fällt ein Beamter mit Überstunden- nach Abschluß der Sonderkommission- für seine abordnende Dienststelle erst einmal aus, wenn er sein Recht auf Freizeitausgleich für seine Überstunden in Anspruch nimmt.

Durch die de-facto-Reduzierung der Freizeit der abgeordneten Beamten stellt sich die Frage, ob die Sonderkommissionstätigkeit auch Auswirkungen auf den privaten Bereich der Mitarbeiter mit sich bringt.

Welche familiären/sozialen Probleme waren für die Mitarbeiter mit der Sonderkommissions-Arbeit verbunden?

Zu großen Problemen im privaten Bereich kam es durch die vielen Über­stunden, die mit der Mitarbeit in einer Sonderkommission verbunden waren. Ganz besonders wirkte sich dies auf partnerschaftlich Gebundene und auf Väter aus(13 Angaben):"Die Kinder sagen noch Papa zu mir...". Bei zwei Kriminalbeamten waren die mit der Sonderkommission verbundenen Über­stunden Aspekte, die zur Ehescheidung beitrugen. Zudem sagten neun Beamte, daß während dieser Zeit ihr Privatleben zu kurz gekommen sei ("Fußballweltmeisterschaft verpaßt!"). Lange Heimwege gaben vier Beamte als störend bei der Arbeit an. Zwei Kollegen mußten ihren Urlaub verschie­ben. Mit keinerlei Schwierigkeiten im privaten Bereich war die Sonder­kommissionsarbeit nur für sechs Leiter und lediglich fünf Mitarbeiter ver­bunden.

Insgesamt zeichneten die Mitarbeiter der Sokos insofern ein positives Bild von ihren Chefs, als sie ihnen bescheinigten, sich in hohem Maße um Sorgen und Beschwerden sowie um eine reibungslose Zusammenarbeit gekümmert zu haben. Sicherlich ist ein Führungsstil immer situativ zu sehen, wobei kooperative Führungsformen erstens generell überwiegen und zweitens vor allem dann angemessen sind, wenn spezifische Aufgabenstellungen(etwa in den Anfangsphasen) Kreativität erfordern. Ansonsten können in bestimmten Aktivitätsphasen auch direktive Führungsformen sinnvoll sein. Dabei verfügt jede Führungspersönlichkeit in der Regel nur über ein relativ beschränktes Verhaltensrepertoire. Soko-Arbeit gilt trotz aller Belastungen als attraktiv, obwohl die materielle bzw. immaterielle Anerkennung im Argen liegt.

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