ergeben, darin, daß Organisationseinheiten zur besonderen Verwendung auf noch festzulegenden Integrationsebenen geschaffen werden und damit sog. strategische Reserven gebildet werden. Diese Kerngruppen wären je nach Aufgabenstellung um Kollegen aus den Fachkommissariaten anzureichern. Dadurch könnte aufgrund des geringen zusätzlichen Personalbedarfs der Konflikt zwischen Primärorganisation und Sekundärorganisation entschärft werden. Das gleiche gilt für die Ausstattung mit Sachmitteln. Der Weg wird jetzt bereits vereinzelt von verschiedenen Dienststellen beschritten.
Sowohl die Expertengespräche als auch die Interviewergebnisse zeigen, daß die Sonderkommission in erster Linie für die Aufklärung komplexer Verbrechen gedacht ist. Klassischerweise wird der Begriff„Soko‘“ auch mit einer bestimmten Mindestgröße verknüpft. Unsere Beobachtungen ergaben, daß es in der Praxis nicht immer so"päpstlich" zugeht. Darüber hinaus ist den Praktikern klar, daß es auch alternative Organisationsformen gibt, die z.B. bei einer größeren Standardisierung von Aufgaben oder einer nicht so deutlichen zeitlichen Befristung in Betracht kommen.
So handelt es sich z.B. bei den zunächst als Projektgruppen gegründeten Organisationseinheiten zur Bekämpfung von Phänomenen der Organisierten Kriminalität nicht im klassischen Sinne um Sonderkommissionen, wo die Auflösung der Projektgruppen absehbar ist, sondern eher um das Heranwachsen neuer, auf Dauer angelegter traversierender Organisationseinheiten. Allerdings sind die Anforderungen an solche Einheiten in der Gründungsphase teilweise vergleichbar mit denen von klassischen Sonderkommissionen. Hier wie dort gilt, daß Knappheit der Ressourcen die Kreativität stimuliert. Die neue Aufgabe erfordert von der Soko-Leitung häufig die Fähigkeit, rasch zu reagieren, zu improvisieren, Unsicherheit zu akzeptieren, Angst zu überwinden und zu versuchen, wenigstens auf kurze Distanz vorauszuschauen.
Die Frage, ob eine Sonderkommission eingerichtet werden sollte, ist immer in der jeweiligen Situation zu prüfen.
Hinsichtlich der Einberufung von Sonderkommissionen wurden folgende Thesen formuliert:
— Sokos sind die organisatorische Konsequenz von Prioritätsentscheidungen;
— die Soko wird von der Primärorganisation als Fremdkörper angesehen; — Ziele und Aufgaben einer Soko sind klar umrissen;
— die Startphase einer Soko verläuft geordnet;
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