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Cafeteria-Modelle : Möglichkeiten der Individualisierung und Flexibilisierung von Entgeltsystemen für Führungskräfte / Dieter Wagner ; Achim Grawert ; Heiner Langemeyer
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Cafeteria-Systeme aus personalpolitischer Sichtweise

Cafeteria-Modelle im Rahmen des betrieblichen Anreizsystems

Anreizsysteme für Führungskräfte standen in den letzten Jahren verstärkt sowohl im Interesse praktischer als auch theoretischer Überlegungen. Diese gleichzeitige Entwicklung ist sicher­lich kein Zufall. Die häufige Trennung zwischen Eigentums- und Verfügungsmacht(BEAR­LE/MEANS 1932) und die zunehmende Dynamik und Komplexität der Anforderungen an eine moderne Unternehmensführung erfordern sowohl das Überdenken traditioneller Kon­troll- und Delegationsmechanismen als auch die Schaffung innovativer Vergütungskonzepte.

Sicherlich haben verschiedene Ansätze der»Agency-Theorie« die o.g. Diskussion aus theoretischer Sicht wesentlich beeinflußt. Dabei geht es u.a. um die Frage, durch welche Kontroll- und Anreizmechanismen die Handlungen der Führungskräfte(»agents«) auf die Ziele des Eigentümers oder der Anteilseigner(»principal«) auszurichten sind. Frese nennt in diesem Zusammenhang vor allem Zieldivergenzen und Informationsassymmetrien, die es zu überwinden gilt:»Zieldivergenz bedeutet, daß Prinzipal und Agent unterschiedliche Nutzen­funktionen haben; es ist deshalb nicht sicher, daß der Agent durch sein jeweiliges Handeln die Ziele des Prinzipals fördert. Informationsassymmetrie liegt vor, weil der Prinzipal über die jeweils gewählte Handlung weniger weiß als der Agent. Unter diesen Bedingungen be­steht insbesondere die Gefahr der»Drückebergerei« zu Lasten des Prinzipals(FRESE 1991, 28).

Nun soll im folgenden keine detaillierte Diskussion aktueller Ansätze der Agency-Theorie erfolgen. Im Prinzip geht es uns um die Einordnung von Cafeteria-Modellen in diesen theore­tischen Zusammenhang. Ein Blick in die einschlägige Literatur zeigt allerdings, daß vielfälti­gen entscheidungstheoretischen Fragestellungen wie z.B. der Entscheidungskontrolle und Ri­sikobeherrschung(FAMA/JENSEN 1983, 305ff.), oder der Risikoaufteilung(HORST/ SCHMIDT/TERBERGER 10982, 942ff.), aber auch den Entscheidungen unter unsicheren Er­wartungen(LAUX 1988, 1093ff.) und dabei unterstellter Risiko- oder Nichtrisikoneutralität des Entscheidungsträgers große Bedeutung beigemessen wird. Dabei stellen sichere Erwar­tungen sicherlich eine(eher theoretisch denkbare) Ausgangsbasis für darauf aufbauende Dis­kussionen komplizierterer Zusammenhänge dar.

Für unsere Ausführungen reicht zunächst die Erkenntnis, daß Risiko- und Leistungsprämi­en einen Sinn haben können, um zwischen Prinzipal und Agent eine angemessene Risikover­teilung zu erreichen(SPREMANN 1987, 3-37). Dabei wird in verschiedenen Modellen eine ziemlich große Aufmerksamkeit auf die Fragestellung konzentriert, wie evtl. Risiko- oder Leistungsaversionen des Agenten zu überwinden sind. Man kann sich dabei des Eindruckes nicht erwehren, daß vielfach von einem pessimistischen Menschenbild ausgegangen wird, das in entsprechende entscheidungs- bzw. handlungstheoretische Überlegungen und damit ver­bundene Rationalitätsaxiome eingepaßt worden ist. Dabei scheint oft dasjenige(wohl miß­