Zunächst wahrscheinlich Selbstverständliches, wenn auch häufig Nichteingelöstes: Ziel für alle Lehrämter ist nıcht die Ausbildung eines Fachwissenschaftlers, vielmehr die Heranbildung eines Experten für Erziehung und Unterricht. Ein mehr oder weniger konzeptionsloses Nebeneinander von Studium und Vorbereitungsdienst soll in jedem Fall vermieden werden. Ohne Zweifel haben Pate gestanden die Vorschläge des Deutschen Bildungsrates im"Strukturplan das Bildungswesen" aus dem Jahre 1970 mit seiner Forderung, für alle Lehrer ein verbindliches fach- und erziehungswissenschaftliches Studium einzuführen, so daß die Lehrerbildung durch vier Elemente bestimmt ist: erziehungswissenschaftliche, fachdidaktische, fachwissenschaftliche und schulpraktische Studien.
Im einzelnen:
° Dieses Wissenschaftsmodell will mit einem hohen Anspruch eine professionelle Vorbereitung auf den Lehrerberuf ermöglichen und damit eine praxisferne und nicht funktionsgemäße Lehrerausbildung vermeiden.
° Hierdurch soll eine Ausbildung gewährleistet werden, die den Lehrer befähigt, fachliches Wissen und fachliche Wissenschaft in einer entwicklungs- und schülerangemessenen Form zu vermitteln und damit nicht, wie es einer der geistigen Väter des Potsdamer Modells formuliert hat“,"auf dem Weg vom Fach zum Kopf des Schülers das wissenschaftliche Wesen des Faches untergeht und bei den Schülern etwas ankommt, was wenig gemein hat mit der Wissenschaft". Deshalb muß der Lehrer beides beherrschen, die Struktur seiner Fachwissenschaft(einschließlich der Mittlerfunktion der Didaktik) und die Psychologie des Schülers.
° Wesentliche Komponenten des"Potsdamer Modells" sind der für alle Lehramtsstudien gleich hohe Anteil an Erziehungswissenschaften(30 SWS), in denen Pädagogik, Psychologie und Sozialwissenschaften integrativ miteinander verbunden sind, die studienbegleitenden Praktika sowie Strukturfestlegungen in der Universität. Damit wird eine grundlagenorientierte Forschung im Bereich der Lehrerbildung("Vermittlungswissenschaft") sichergestellt.
Eine so gestaltete Ausbildung soll den künftigen Lehrer in die Lage versetzen, die Fülle seiner Aufgaben professionell wahrzunehmen:
°
zu unterrichten im Sinne der Vermittlung von Einsichten, Kenntnissen und Fertigkeiten mit der Verantwortung für Erfassen, Üben und Anwenden,
zu erziehen im Sinne von Fordern und Fördern,
° zu beraten im Sinne einer punktuellen Erziehungs- und Schullaufbahnberatung,
? Prof. Dr. W. Edelstein in der Potsdamer Universitätszeitung Nr. 2/93, S. 7 ff.
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