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Verbandseliten über mangelnde Kooperation. Gerade ihre Aufgabe als Integrationsorgan und die damit verbundene Notwendigkeit, auf die unterschiedlichsten Interessen Rücksicht zu nehmen, ließe erwarten, daß die Befragten des intermediären Systems eher fehlende Kooperationsbereitschaft beklagen. Da dies explizit nur von 10% der Befragten dieser Bereiche angegeben wird, muß man davon ausgehen, daß das zur politischen Steuerung notwendige Kooperationspotential aus der Sicht der damit hauptsächlich befaßten Eliten vorhanden ist. Die Politiker der Parteien unterscheiden sich im Durchschnitt nicht wesentlich. Erstaunlich ist, daß die Politiker der PDS am Sseltensten der Meinung sind, es herrsche mangelnde Kooperation.
Ostdeutsche Befragte sind noch seltener als Westdeutsche der Ansicht, es herrsche zwischen den Führungsgruppen zu wenig Kooperation. Offenbar fühlen sich Ostdeutsche innerhalb der Führungsschicht nicht isoliert oder ausgeschlossen, wie dies in der Presse häufig artikuliert wird.
Dieses Ergebnis deutet auf die Existenz eines funktionsadäquaten Grades an Kooperation zwischen den Führungsgruppen und somit auf gute Voraussetzungen für Integration über politische Verhandlungssysteme hin.
Ein weiterer Indikator für Kooperation ist die Beurteilung der Kompetenz anderer Führungsgruppen. Darin drückt sich die Achtung vor der Leistungsfähigkeit gegenüber anderen Elitegruppen und damit die Bereitschaft, Rücksicht auf andere Standpunkte zu nehmen und ihre Vertreter als berechtigte Verhandlungspartner anzuerkennen, aus.
Im Durchschnitt erreichten die Führungskräfte des Geisteslebens die höchste Bewertung, gefolgt von den Wirtschaftseliten und den Führungskräften der Verwaltung. Die schlechteste Bewertung ihrer Kompetenz erhielten Politiker und Medieneliten(vgl. Graphik 3). Möglicherweise wird die Kompetenz der Geisteselite deshalb so hoch beurteilt, weil ihre Arbeit die geringsten direkten Auswirkungen auf die Belange der anderen Sektoreliten hat und sie in der Regel keine Entscheidungen treffen, die andere Teileliten einschränken, anders als dies bei der Politik und den Medien der Fall ist, unter deren Output die meisten Sektoreliten zu"leiden" haben.
Politiker erhalten die beste Bewertung von Verwaltung und Wirtschaftsverbänden, die schlechteste von Medien und Kultur. Die Politiker selbst unterscheiden sich sehr stark in der Beurteilung je nach Partei, wobei das Ergebnis zeigt, daß unter politischen Führungsgruppen wohl vor allem die Bundesregierung verstanden wurde, denn die Bewertung durch die Politiker des Bonner Regierungslagers ist wesentlich positiver als durch die der Oppositionsparteien(vgl. Tabelle 4). Je näher die Befragten dem politischen Entscheidungszentrum sind, um so besser ist die Einschätzung der Kompetenz. Ostdeutsche Führungskräfte bewerten die Kompetenz der politischen Führungsgruppen generell etwas schlechter als westdeutsche. Eine Ausnahme bildet der politische Sektor, dort halten Ostdeutsche die Politiker für kompetenter, wobei auch hier eine Ausnahme existiert: ostdeutsche CDU-Politiker bewerten politische Führungskräfte schlechter.
Auch bei der Beurteilung der Kompetenz der Verwaltung zeigt sich, daß Führungskräfte aus Bereichen, die enge Verbindungen mit der Verwaltung unterhalten, ihre Kompetenz besser einschätzen als diejenigen, die wenig mit der Verwaltung zu tun haben. Ostdeutsche Befragte haben generell und innerhalb der Sektoren eine geringere Meinung von der Leistungsfähigkeit der Bürokratie als die westdeutschen.
Ostdeutsche Befragte sind ebenfalls etwas zurückhaltender in ihrer positiven Beurteilung der Wirtschaftseliten als westdeutsche. Offenbar ist das Vertrauen der Ostdeutschen in die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftseliten angesichts der schwierigen ökonomischen Lage und des empfundenen Versagens der Wirtschaftseliten(Treuhand, Vulkan) in Ostdeutschland nicht ganz so groß wie in Westdeutschland. Innerhalb der Politik machen sich ideologische Differenzen, die sich vor allem an der Einstellung gegenüber der Wirtschaft und ihrer Struktur herausgebildet haben, bemerkbar: Die FDP als Verfechterin der freien Marktwirtschaft schätzt die bundesrepublikanischen Wirtschaftsführer am kompetentesten ein, aber auch die CDU und CSU bewerten sie überdurchschnittlich positiv. Die Befragten der linken Parteien des Spektrums bewerten die Kompetenz in der Reihenfolge SPD, PDS, Bündnis90/Grüne zunehmend weniger positiv, wobei selbst unter den Grünen immer noch fast die Hälfte meint, die Kompetenz der Wirtschaftselite sei hoch.
Die eingangs formulierte Erwartung, daß die Kooperationsbereitschaft mit der Einbindung in Kommunikationsnetze zunimmt, geht von der Uberlegung aus, daß Kommunikation mit