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Der Effekt von Bildung auf Elitestatus kontrolliert für Herkunft erschließt sich bei einem Vergleich der Bildungsverteilung von Bevölkerung und Eliten eines Jahrganges innerhalb einer Herkunftskategorie (vgl. Tabelle 3). Liegt kein Bildungseffekt vor, dann müssen die Verteilungen der Bildungsabschlüsse in Elite und Bevölkerung innerhalb einer Herkunftsgruppe zu einem Untersuchungszeitpunkt gleich sein. Wie aus Tabelle 3 ersichtlich wird, gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. So haben z.B. 59% der 1981 Befragten Führungspersonen die keiner Dienstklasse entstammen studiert, während es in der Bevölkerungsumfrage von 1981 nur 2% sind. Für 1995 sind es 68 und 3% respektive. Auch für die anderen Klassen sind Tabelle 3 entsprechende Verhältnisse zu entnehmen. Damit wird deutlich, daß Bildung einen sehr starken Effekt auf die Chance eine Eliteposition erwerben zu können hat.
Für Personen, die nicht der Dienstklasse entstammen ist der Einfluß der Bildung auf ihre Chance eine Führungsposition zu besetzen deutlich stärker, als für Personen mit Dienstklassenherkunft. Erstere können durch den Erwerb einer höheren Bildung ihre Chance zum Aufstieg in die Eliten deutlich erhöhen(vgl. auch Tabelle 5).
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, daß die Hypothese 2 ebenfalls abgelehnt werden muß. Das bedeutet, daß Modell Ill, das als einziges keinen Zusammenhang zwischen Bildung und Elitestatus annimmt, keinen Bestand haben kann.
Zusammenhang von sozialer Herkunft, Bildung und Elitestatus
Hypothese 3: Es besteht kein eigenständiger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Elitestatus, wenn für den Effekt von Bildung kontrolliert wird.
Bei der Prüfung der bisherigen Hypothesen konnte festgestellt werden, daß sowohl zwischen sozialer Herkunft und Bildung, als auch zwischen Bildung und Elitestatus Abhängigkeiten bestehen. Kausal wurden diese als Beeinflussung der Bildungschancen durch die soziale Herkunft und der Chance eine Eliteposition zu besetzen durch den Bildungsstatus interpretiert. Jetzt bleibt die Frage zu prüfen, ob soziale Herkunft auch einen eigenständigen Effekt auf Elitestatus ausübt(Modell IV) oder nicht (Modell Il). Es muß festgestellt werden, ob innerhalb einer Bildungsgruppe die Verteilung der Herkunftsklassen in der Bevölkerung der Verteilung in den Eliten entspricht oder nicht. Im Fall der Entsprechung der Verteilungen kann nicht von einem eigenständigen Herkunftseffekt ausgegangen werden.
Vergleicht man in Tabelle 4 die Zeile„Studium abgeschlossen“ zwischen Elite 1981 und Bevölkerung 1981 wird deutlich, das in der Bevölkerung verhältnismäßig mehr Personen, die nicht der Dienstklasse entstammen ein Studium abgeschlossen haben als in der Vergleichsgruppe der Elite(36 % zu 25%; Unterrepräsentation: 30% vom Bevölkerungsanteil). Genauso verhält es sich mit den studierten Personen aus der unteren Dienstklasse. Ihr Anteil an der Bevölkerung entspricht 41% und an der Elite 35 Prozent(Unterrepräsentation 14%). Lediglich Personen aus der oberen Dienstklasse sind bei den studierten Personen in der Elite mit 39 Prozent gegen 23% überrepräsentiert (Überrepräsentation: 74%). Für den Zeitpunkt 1995 sind die Ergebnisse nicht so eindeutig. Die obere Dienstklasse ist mit 42% ihres Bevölkerungsanteils an den studierten Eliten immer noch stark überrepräsentiert, und Personen aus der unteren Dienstklasse sind wie 1981 unterrepräsentiert (Unterrepräsentation 35%). Personen aber, die nicht der Dienstklasse entstammen, sind, im Unterschied zu 1981, mit 21% ihres Bevölkerungsanteils überrepräsentiert.