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Erklärungen dunkler und schwieriger Stellen im Talmud u[nd] Midrasch auf dem Gebiete der Ethik : nach philosophischer Auffassung / von S. Adelmann
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niger der Stimme der Leidenschaften Gehör giebt, bis man sich die Nothwendigkeit der Lefriedigung ganz abgewöhnt hat. Wenn es dem Menschen nun auf diese Art und Weise gelungen ist, die Befriedigung seiner Begierden gänzlich von sich fern zu halten, so werden mithin die Begierden selbst aus seiner Natur geschwunden sein.

Durch diesen Gedanken läßt sich eine dunkle Stelle im

לעתיד לבוא הקב"ה מראה לצדיקים את היצר: Talmud erklären הרע כהר ולרשעים כחוט השערה

Es muß sich Jedem die Frage anfdrängen, warum wird der Ewige dereinst den Gottlosen die Ueberwindung des y 3, nur als etwas Leichtes zeigen, während er dieselbe die ops als eine sehr große Schwierigkeit wahrnehmen läßt?

Der Sinn dieser Stelle ist aber nach unserer geringen Meinung folgender: Es wird wie wir oben gesagt, von dem Menschen nicht verlangt, daß er auf einmal alle ihm angeborenen Leidenschaften aus seinem Wesen verbannen solle, da die Leidenschaften zu eng mit seinem Wesen ver­bunden sind, als daß seine Bemühungen immer von Erfolg sein könnten. Vielmehr wird dem nach seiner Vollkommen­heit Strebenden geraten, diese auf eine allmähliche Weise zu erstreben. Auf diesem Wege wird es ihm möglich sein, seine Veredlung und Verbesserung erreichen zu können. Wenn es aber Jemandem gelungen ist, sich auf allmähliche Weise zu einer hohen Stufe der Tugend und Vollkommenheit emporzuschwingen und er nun von seiner geistigen Höhe auf die frühere, niedere Stufe herabblickt, auf welcher er vorher gestanden, so muß ihm die Ueberwindung des y777, wenn er dieselbe in ihrem ganzen Umfange betrachtet, wie das Ersteigen eines sehr hohen Berges vorkommen, da er wahr­nimmt, welche große Mühe und Opfer sie ihm gekostet, welche Schwierigkeiten er zu überwinden hatte, bis es ihm gelungen, zu einer so hohen Stufe der Vollkommenheit zu gelangen;