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Erklärungen dunkler und schwieriger Stellen im Talmud u[nd] Midrasch auf dem Gebiete der Ethik : nach philosophischer Auffassung / von S. Adelmann
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Ausübung der göttlichen Gebote fein Kampf vorausgehen müsse, der in uns Unliebe gegen dieselben hervorruft.*)

11 Kapitel.

Es sind Manche der Meinung, daß die Ethik der Thora jest nicht mehr ihre frühere Bedeutung hat. Denn in Folge des großen Fortschrittes, den die Kultur im Laufe der Jahrhunderte gemacht und der Veränderung der Sitteu und Lebensweise, die sie in jeder Zeit erfahren, sei heute die Ethik der Thora eine unzeitgemäße, deren Lehren nicht den Zwecken der Moral dienen können.

Auch dürfte nach ihrer Meinung die Ethik der Thora nur für die Kultur der jüdischen Nation und deren Lands­sitten bestimmt gewesen sein, welche durch diese Ethik einen moralischen Charakter erreichen sollten.

Da die Kultur und mithin die Sitten und Lebensge­wohnheiten aller Nationen, in deren Mitte wir leben, ihren mächtigen Einfluß auch auf das jüdische Volk ausgeübt haben, so wäre es uns gestattet, von manchen Lehren der jüdischen Ethik, die mit der jetzigen Gesittung nicht übereinzustimmen scheinen, abzuweichen und nach anderen Grundsäßen zu han­deln.

Diese Ansicht ist aber als eine sehr irrige zu betrach= ten. Denn die Ethik der Thora richtet sich nicht in ihren Lehren und Grudsäßen nach der Gesittung und angenommenen Gewohnheiten, sondern nur nach dem Charakter, den Ge­fühlen und Empfindungen der Menschen. Die Ethik der Tho­ra belehrt uns, wie wir uns dieser zum Zwecke der Moral bedienen müssen, durch welche Mittel und auf welchem We­ge wir zu kämpfen haben, wenn wir zum unmoralischen

*) Zu dieser Erklärung sehen wir uns aus dem Grunde ver­

הוי רץ למצוה unb nachher בורח מן העברה batte auerit תנא anlast, weil ber

sagen sollen, da die Morallehre den Menschen früher zu Vermeidung der Sünden und erst dann zur Ausübung des Guteu ermahnen, dürfte,

.סור מרע ועשה טוב: wie es heigt