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verführt werden sollen. Ja, die Ethik der Thora ist es, durch deren Lehre wir gewarnt werden, unseren Begierden und Gelüften zur Sünde zu folgen.
Durch diesen Gedanken ließe sich eine dunkle Stelle im Midrasch erklären. Diese Stelle fautet: 77000 7708
בר חנא אם מתכנסים כל אומות העולם להלבין כנף אחד של עורב אינן יכולין כך אם מתכנסים כל אומות העולם לעקר דבר אחד מהתורה אינן יכולין ממי אתה למד משלמה ע"י שבקש לעקור אות אחת מהתורה עלה קטיגרו.( מיך ויקרא)
Der Midrasch will den Gedanken zum Ausdruck bringen, daß keine der Lehren der Ethik trotz allem Fortschritt der Kultur und trotz aller Gesittung eine Veränderung annehmen können, weil die ethischen Lehren in den Gefühlen und dem Charakter des Menschen ihren Grund haben, die zu allen Zeiten unverändert bleiben. So wenig man daher vermöchte zu veranlassen, daß ein Rabe mit einem weiß ge= fiederten Flügel gezeichent würde, so wenig vermögen wir einzelnen Lehren der Moral nach den Grundsäßen der Thora wegen der fortgeschrittenen Kultur oder wegen Rücksicht auf andere Gesittung als ungültig zu erklären.
Einige Momente aus dem Leben des Königs Salomo dienen uns nach der Ansicht unserer Weisen als Beweis hierfür.
Dieser König setzte sich, wie bekannt, über einige mo= ralische Gebote der Thora hinweg, indem er glaubte, daß deren Ursachen bei ihn wegen seiner großen Weisheit, wel-che die aller anderen Menschen überragte, keine Anwendung findet. Aber er hat sich geirrt, auch er unterlag seinen Begierden und Gefühlen.
Daraus geht hervor, daß die Ethik der Thora keiner Veränderung unterworfen sein kann. Viel mehr hat diese Ethik auch beim größten Fortschritte der Menschen und bei aller Gesittung der Welt, sowohl vom Standpunkte der Thora als von dem der Venunft, ihre volle Bedeutung und