Druckschrift 
Erklärungen dunkler und schwieriger Stellen im Talmud u[nd] Midrasch auf dem Gebiete der Ethik : nach philosophischer Auffassung / von S. Adelmann
Seite
24
Einzelbild herunterladen

24

rend von ihrem Schöpfer, der allen erschaffenen Wesen und der ganzen Natur die Fortdauer verleiht, d. H. die Ursachen können ihre Gewalt nur durch den Willen des Schöpfers auf den Organismus des Menschen ausüben und dieselbe finden Eingang in das System desselben nur durch die Len­kung der göttlichen Vorsehung.*)

Kapitel 7.

Man begegnet sehr häufig der Ansicht, daß, wenn der Ausübung der göttlichen Gebote erhebliche Schwierigkeiten und Hindernisse entgegenstünden, man nicht verpflichtet sei, gegen diese zu kämpfen und sich keine Mühe zu geben brauche diese zu überwinden, um die göttlichen Pflichten zu erfüllen.

Diese Ansicht sucht man dadurch zu begründen, daß doch diese Hindernisse von Gott veranlaßt worden seien.

Folglich könnte doch in einem solchen Falle angenommen werden, daß es nicht der Wille des Schöpfers sei, daß die dem Menschen obliegenden göttlichen Pflichten erfüllt werden.

Diese Ansicht ist aber eine sehr irrige. Denn eben darin be­steht das Verdienst des Menschen, daß er da, wo es sich um die Erfüllung der göttlichen Gebote handelt, vor keinen Störungen und Schwierigkeiten zurückweichet, vielmehr mit allen Kräften und Mitteln sie zu bekämpfen und den gött­lichen Geboten nachzukommen bestrebt ist. Ohne diesen Kampf würde das Verdienst des Menschen, welches er sich durch sein Thun und Lassen erwirbt, bei Manchen unbedeutend sein, weil die guten und schlechten Handlungen des Menschen meistens nach der Beschaffenheit seiner Eigenschaften und nach der Art seiner Erziehung sich richten, wie wir dies im vorigen Kapitel erklärt haben.

Darum verpflichtet auch die Thora jeden unter allen

*) Der Ausdruck es möge hier unserer Erklärung zufolge entweder die allernächste Nähe oder das Haupt bedeuten, das heißt der Ewige ist die erste und Hauptursache aller Ursachen.