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Das Fontane-Buch : Beiträge zu seiner Charakteristik ; Unveröffentlichtes aus seinem Nachlaß ; das Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren / hrsg. von Ernst Heilborn
Entstehung
Seite
62
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nicht leicht ein Gegenstück.Ich bin niit den Jahren jünger geworden," schrieb der achtundzwanzigjährige Jüng­ling an einen Freund,und die Lebenslust, die eigent­lich ein Erbteil der Jugend ist, scheint in mir zu wachsen, je länger der abgewickelte Faden wird." Das ist eine frühe Erkenntnis seiner vitalen Eigenart. Er war ge­boren, um deralte Fontane" zu werden, der leben wird; die ersten sechs Jahrzehnte, seines Lebens waren, beinahe bewußt, nur eine Vorbereitung auf die zwei späten, gütevoll skeptisch im wachsenden Schatten des letzten Rätsels verbrach­ten; und sein Leben scheint zu lehren, daß erst TodeSreife wahre Lebensreife ist. Immer freier, immer weiser reifte diese seltene und liebenswürdige Natur dem Empfange der letzten Antwort entgegen; und im Nachlaß deS Verewigten fand man den schönen Spruch:

Leben; wohl dem, dem es spendet Freude, Kinder, täglich Brot,

Doch da« Beste, was es sendet,

Ist da« Wilsen, da« e« sendet,

Ist der AuLgang, ist der Tod."

Thomas Mann.