„furchtbare Zeiten durchgemacht, namentlich in meinem Hause. Meine Frau ist tief unglücklich, und von ihrem Standpunkt aus hat sie recht." Einige Zeit später heißt es schärfer: „So leid sie mir tut, so muß ich doch sagen: sie hat sich in dieser Angelegenheit nicht so benommen, wie sie gesollt hätte." Und einige Wochen darauf wieder milder: „Meine Frau, die große Meriten hat und in vielen Stücken vorzüglich zu mir paßt, hat nicht die Gabe des stillen Tragens, des Trostes, der Hoffnung." Am i. November ist der unglückselige Streit noch immer nicht ausgeglichen. Erstam zo. berichtet Fontane: „In meinem Hause sieht es etwas besser aus. Die Stimmung ' meiner Frau klärt sich auf; das Gewölk verzieht sich." Und endlich, aber erst im März 1877, kann er melden: „Meine Frau hat das vorige Jahr insoweit verwunden, daß sie mir keine Vorwürfe mehr macht, ja sogar in rührender Weise einräumt, ich hätte meiner ganzen Natur nach nicht anders handeln können. So ist denn der Friede, Gott seiDank, wieder da."
Also hatte doch in Frau Emilie der Glaube an ihn gesiegt. Und das war das Entscheidende: wieder zeigte sich, daß sie von seinem künstlerischen Beruf unerschütterlich überzeugt war, zu einer Zeit, als seine Freunde noch immer daran zweifelten. Etwa zehn Jahre später wurde dieses Vertrauen dann auch von der Welt bestätigt. Nach fast vierzigjährigem Ringen war Theodor Fontane als Dichter endlich anerkannt. Sie war beglückt von diesem Umschwung und stolz darauf, daß sie sich in ihrer Zuversicht zu seinem Genius nicht getäuscht hatte.
Die schöne, große und schwere Aufgabe, die das Schicksal ihr gestellt hatte, indem es sie an eine Schriftstellereristenz band, die sich lange Zeit nach einem Worte Fontanes am Abgrund hin bewegte, sie hat sie trefflich gelöst. Ihr gutes Teil hat sie dazu beigetragen, daß eine der bezauberndsten Persönlichkeiten unserer Literatur sich aufs prächtigste entfalten konnte. Sie wurde damit wie dem Gatten selbst, so dem Volke, ja der Welt zum Segen.
Berlin Otto Pniower
7 °