Lebens wandelten, so mußten die Geister auch wohl auf- einanderplatzen. Kam es zu Mißhelligkeiten, so fand sich im allgemeinen Fontanes überlegener Humor lächelnd damit ab. „Ich bin," schrieb er ihr einmal, als er wieder Abrechnung mit ihr hielt und ihr vorwarf, es fehle ihr der Sinn für exakte Beobachtung des Tatsächlichen, den er sich selbst in hohem Grade zuschrieb, „ich bin vielfach nicht gut dabei gefahren, aber vielfach auch sehr gut, und so mag sich's balancieren." Im Alter hielt er sich dadurch schadlos, daß er die Schwächen der Gattin mit der Tochter, zuweilen mit bedenklicher Offenheit, besprach. Einmal aber, nach ^jähriger Ehe, kam es zu einem ernsten, langdauernden Zwist. Im März 1876 war Fontane zum Ersten Sekretär der Akademie der Künste ernannt worden. Damit war ihm endlich eine äußere Lebenssicherheit geboten, und man kann sich denken, wie glücklich Frau Emilie war in der Hoffnung, von nun an der wirtschaftlichen Sorgen enthoben zu sein. Allein die Freude war von kurzem Bestand. Schon nach zwei Monaten bat Fontane, dem die Tätigkeit aufs äußerste mißfiel und der in der untergeordneten Stellung wohl auch persönliche Demütigungen erfuhr, um seine Entlassung, die ihm im August gewährt wurde. Er war zu der Überzeugung gekommen, daß mit dem Amt das Schriftstellertum, wie er esauffaßte, unvereinbar sei, und bei der Alternative: sicheres Brot oder sorgenvoller, aber freier künstlerischer Beruf, entschied er sich für das zweite. Für diesen Heroismus hatte jedoch Frau Emilie zunächst kein Verständnis, sondern war über seinen Verzicht auf die feste Existenz aufs äußerste betroffen. Sie ließ eS nicht an harten Vorwürfen fehlen, und wenig erfreuliche Zustände traten im Hause ein. Es gab scharfe Auseinandersetzungen, von denen die Briefe widerhallen. Am ergreifendsten sind Fontanes Äußerungen gegenüber Mathilde v. Rohr. Bitter beklagte er sich bei ihr über die Gattin, doch nicht ohne die ihm eigene Gabe, die Gegensätze abzuwägen. „Ich habe," schreibt er ihr,
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