„Schach von Wuthenow", ebenso am „Grafen Petöfy" Ausstellungen machte, die ihr Gatte eingehend widerlegte. Ja, in einem Falle kam sie ihm geradezu zu Hilfe. Es handelt sich um die Berliner Geschichte „Stine", bei der es noch mit der Hauptgestalt haperte. Als eben der Abdruck der Novelle bevorstand, schrieb Fontane an Paul Schlenther: „Den Charakter Stines werde ich noch — so gut so was nachträglich geht — zu motivieren suchen. Meine Frau hat mir einen guten Rat gegeben, ein Einschiebsel von nur drei Zeilen, das aber doch erheblich helfen wird."
Ist es schon für jeden Künstler ein Glück, jemanden zur Seite zu haben, der ihm, wenn nicht die Träume deutet, so den Spuren seines Genius zu folgen vermag, so war das für Fontane besonders wichtig. Bis ins hohe Alter litt er schwer unter dem, was er einmal die Freundschaftskritik nennt, die Tag um Tag geübte, stille Negation der nächsten Umgebung. Gerade seine alten Gefährten, die Tunnelgenossen und Rütlibrüder, haben, wie er noch im Jahre 1884 klagt, immer nur gezweifelt und gelächelt. „Gott," fügt er hinzu, „und in der Regel was für Nummern!" Bei der Gelegenheit bekennt er jedoch ausdrücklich, daß sie merkwürdigerweise stets an ihn geglaubt habe.
Man sieht, wie prophetisch jenes Wort der Mutter war: „Du hast Glück gehabt; sie hat genau die Eigenschaften, die für dich passen." Gleichwohl hat es, waS bei zwei so eigenartigen Naturen nicht wundernehmen kann, in dem langen Zusammenleben nicht an Differenzen gefehlt. Dies war schon unvermeidlich, weil, wie es Fontane einmal ausdrückt, ihre nervösen Organismen sich sehr ähnlich sahen. Beide besaßen jene künstlerisch angelegten Menschen so oft eigene zarte Körperbeschaffenheit, die ewigen Anfällen ausgesetzt ist und sich in allerlei Reizbarkeiten äußert. Dazu nun die fast vierzig Jahre hindurch so schwierigen Lebensverhältnisse! Und da sie gewohnt waren, nicht aneinander vorbei zu existieren, sondern in inniger Gemeinschaft den Pfad des
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