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Das Fontane-Buch : Beiträge zu seiner Charakteristik ; Unveröffentlichtes aus seinem Nachlaß ; das Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren / hrsg. von Ernst Heilborn
Entstehung
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Schach von Wuthenow", ebenso amGrafen Petöfy" Ausstellungen machte, die ihr Gatte eingehend widerlegte. Ja, in einem Falle kam sie ihm geradezu zu Hilfe. Es han­delt sich um die Berliner GeschichteStine", bei der es noch mit der Hauptgestalt haperte. Als eben der Abdruck der Novelle bevorstand, schrieb Fontane an Paul Schlenther: Den Charakter Stines werde ich noch so gut so was nachträglich geht zu motivieren suchen. Meine Frau hat mir einen guten Rat gegeben, ein Einschiebsel von nur drei Zeilen, das aber doch erheblich helfen wird."

Ist es schon für jeden Künstler ein Glück, jemanden zur Seite zu haben, der ihm, wenn nicht die Träume deutet, so den Spuren seines Genius zu folgen vermag, so war das für Fontane besonders wichtig. Bis ins hohe Alter litt er schwer unter dem, was er einmal die Freundschafts­kritik nennt, die Tag um Tag geübte, stille Negation der nächsten Umgebung. Gerade seine alten Gefährten, die Tunnelgenossen und Rütlibrüder, haben, wie er noch im Jahre 1884 klagt, immer nur gezweifelt und gelächelt. Gott," fügt er hinzu,und in der Regel was für Nummern!" Bei der Gelegenheit bekennt er jedoch ausdrücklich, daß sie merkwürdigerweise stets an ihn geglaubt habe.

Man sieht, wie prophetisch jenes Wort der Mutter war: Du hast Glück gehabt; sie hat genau die Eigenschaften, die für dich passen." Gleichwohl hat es, waS bei zwei so eigen­artigen Naturen nicht wundernehmen kann, in dem langen Zusammenleben nicht an Differenzen gefehlt. Dies war schon unvermeidlich, weil, wie es Fontane einmal aus­drückt, ihre nervösen Organismen sich sehr ähnlich sahen. Beide besaßen jene künstlerisch angelegten Menschen so oft eigene zarte Körperbeschaffenheit, die ewigen Anfällen aus­gesetzt ist und sich in allerlei Reizbarkeiten äußert. Dazu nun die fast vierzig Jahre hindurch so schwierigen Lebensverhält­nisse! Und da sie gewohnt waren, nicht aneinander vorbei zu existieren, sondern in inniger Gemeinschaft den Pfad des

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