des Ganzen betraut und überzeugte mich gleich beim ersten Spatenstich, daß bei der meist sumpfigen Tcrrainbeschaffen- heit vor allem ein fester Untergrund geschaffen werden müsse. Damit ging ich denn auch vor und gab einem Bauführer und einem alten Polier, der uns als Ortsangehöriger gute Dienste leistete, die nötigen Weisungen. Lange Brettcrreihen wurden gelegt und ein paar Dutzend Karrenschieber in Dienst gestellt, um den nötigen Kies und Sand, ganze Berge, heranzuschaffen und von oben her in die Baugrube hinabzuschütten. Zweimal des Tages sprach ich vor, um nach dem Rechten zu sehen, denn mir sowohl wie den Unternehmern lag daran, den Bau noch vor dem Herbst unter Dach zu bringen. Alles war ruhig, fleißig, geschickt, am geschicktesten aber ein rotblonder, schlanker, beinahe schöner Mann von Mitte dreißig, der sich, ohne daß er sich abgesondert oder den Aparten und Schweigsamen gespielt hätte, doch ganz ersichtlich von dem Rest der Mannschaft unterschied. Er war größer und stärker, Vollbart, die Augenlider gerötet, aber nur wenig. Statt der Jacke trug er ein enges Röckchen, dazu eine Militärmütze und dicksohlige Schnürschuhe, die mal einem Alpenreisenden gehört und gedient haben mochten. Alles war in desolatester Verfassung und überall von eigener Hand geflickt und zusammengenäht, aber der Schnitt dieser ramponierten Kleidung und vor allem die Haltung dessen, der darin steckte, machten es unmöglich, über ihn hinzusehen. In jeder seiner Bewegungen sprach sich, um das Modewort zu gebrauchen, ein besonderer „Schick" aus, am meisten aber in der Art, wie er mit der Karre hantierte. Die Schiebebäume fest in der Hand haltend, hielt er mit dem Karrenrade genau die Mitte der Bretterlage, nicht viel anders, als ob es sich um ein Balanzierkunststück im Zirkus gehandelt hätte, der eigentlichste Triumph seiner Geschicklichkeit aber war immer der Um- kippungsmoment, wo er mit einem raschen und kräftigen Ruck den Inhalt der Karre von oben her in die Baugrube stürzte.
Das ging so tagelang, und als anderthalb Wochen um
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