waren, nahm ich Veranlassung, mit dem Polier zu sprechen und mich nach dem Manne, der in allem so sehr von seiner Umgebung abwich, zu erkundigen. Aber der Polier war außerstande, meine Neugier zu befriedigen und wußte nichts, als daß sich der Betreffende vor etwa zehn oder zwölf Tagen zur Arbeit gemeldet habe. ,Und da nahm ich ihn. Denn karren kann jeder. Freilich, daß er nicht von uns ist, ist leicht zu sehen. Sehen Sie bloß seine Hände. Verbrannt, aber doch keine Arbeitshände.' Dies war alles, was ich erfuhr. Wenig genug und halfmirnichtweiter. Da nahm ichdenn eines Tages Veranlassung, an den Gegenstand meiner Neugier, oder richtiger meiner Teilnahme, selber heranzutreten und ihm zu sagen, 'ich bäte ihn, mich nächsten Sonntag in meiner Wohnung zu besuchen; von neun bis elf werd' er mich sicherlich treffen.'
Und er kam auch. Sein Anzug, was auf einen Justand höchster Not deutete, war derselbe wie Alltags: dasselbe Röckchen, dieselben Schnürschuhe, nur alles sehr geputzt und gebürstet, so daß ich den Eindruck einer herabgekommenen Existenz, eines Mannes von ursprünglich guter Erziehung und besten Manieren im verstärkten Maße hatte. Er blieb in der Tür stehen, verbeugte sich und sagte: 'ich hätte befohlen'. Dann bat ich ihn, Platz zu nehmen. Er rührte sich aber nicht und sah mich nur an und wartete, bis ich ihn an- reden würde. Das tat ich denn auch. 'Sie werden erraten haben, weshalb ich Sie gebeten habe, zu mir zu kommen. Sie gehören einer andern Gesellschaftsschicht an und die »Karre zu schieben' ist Ihnen nicht an der Wiege gesungen worden. Sie sind aus einem guten Hause, haben Schulen besucht und sind dann früher oder später gescheitert, mit Schuld oder ohne Schuld, sagen wir mit, das ist das Wahrscheinlichere. Spiel, Weiber, Wechsel, vielleicht falsche. Und dann war es vorbei und die Geduld erschöpft und Sie hatten keine Familie mehr. Und so kam es, wie's kam...'
Jeden meiner Sätze hatte er mit einem leisen Kopfnicken begleitet und als ich abschließend und fragend hinzusetzte: .Ist es
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