los. Aber da kam er schlecht an. Erst gab es ein leichtes Geplänkel. Dann aber schwieg Pfannschmidt, der in das Stadium der berühmten „Stille vor dem Sturm" eingetreten war. Mit einem Male aber nahm er das Wort und sagte: „Mir ist schon vieles vorgekommen, aber das nicht. Sie wollen ein christlicher Prediger sein. Nun. Sie mögen alles sein, aber gerade das Eine, was Sie sein sollten, das sind Sie nicht." Windel gab eine spöttische Antwort, die ungefähr darauf hinauslief: „Mit Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens." Aber er wetzte damit die Sache nicht aus, — der Sieger des Abends blieb doch der gute Malprofessor. Dieser war ein guter, ehrlicher Mann, auch ein guter Maler, aber von dem Vorwurf der Ledernheit und Langeweile wird er nicht freizusprechen sein.
Die letzten 80 er Jahre räumten schnell auf: 1890 starb der alte Geheimrat, 1890 Windel, 1889 oder 90 Frau von Wangenheim 1) und nur die beiden Töchter lebten noch. Die ältere war nach England gegangen, wo sie Priorin eines Dominikanerklosters im Osten von London wurde, die jüngere Schwester blieb an der alten Stätte (im Ursulinerinnen- kloster, Lindenstraße) und hält, so weit eine vereinzelt dastehende Dame das kann, die Tradition des Hauses aufrecht. Sie lebt ganz ihrer Kirche, und dieser zu dienen, füllt ihr Leben aus. Ihr Vermögen wird dahin fallen. Als ich sie das letztemal sah und der alten Zeiten gedachte, zeigte sie mir allerlei. Darunter war auch eine wunderschöne Monstranz, die in den nächsten Tagen an ein Kloster in.
geschenkt werden sollte. Die Monstranz war aus sämtlich-m Schmuck aufgebaut, den die beiden Schwestern besessen hatten. Alles gehört nun der Kirche. Dies war der Anfang dazu.
1) Frau v. Wangenheim starb am 19. i. 1891.
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