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zusammen. Bisher nur gelegentlich eine kleine Garnison für Trabanten, Guarde und Schloßwache, wird Potsdam jetzt die Soldatenstadt im eigentlichsten Sinne des Wortes. Und über 80 Jahre lang bleibt die Geschichte Potsdams in erster Linie Baugeschichte.
Zunächst galt es, die zum Teil verwöhnten Lieblinge in dem bescheidenen Städtchen unterzubringen. Es geschah in Bürgerquartieren. Jeder Bürger hatte 2, 4 oder 6 Grenadiere in „ordonnanzmäßigem Quartier" — ohne Verpflegung — aufzunehmen und ihnen aufzuwarten. Der König geht als Potsdamer Bürger mit gutem Beispiel voran und nimmt sechs Grenadiere ins Schloß. Die nötigen großen Betten mit reichlichen Federn für die „lieben blauen Kinder" zu beschaffen, war für die Bürger beschwerlich. Der Kreis Teltow mußte sie liefern und seit 1721 mit den übrigen Kreisen der Kurmark die „Potsdamschen Bettgelder" bis zu 12000 Taler jährlich aufbringen.
Der höfische Prunk verschwindet. Die kostbare Ein- richtung des Schlosses wird verschenkt, die Lustschlösser der Umgegend werden vernachlässigt, das in Glienicke zum Grenadier-Lazarett gemacht. Der zierliche, von Friedrich I. französierte, Lustgarten neben dem Schloß wird 1714 zum Exerzierplatz eingeebnet, das Orangenhaus zum Reitstall gemacht, der große Tiergatten am Ravensberg, der sieben Dörfer umfaßte, aufgelöst, ein Teil der großen Meute abgeschafft. Den Ersatz bieten eine Meierei und ein Küchengatten (Marly) vor dem Brandenburger Tor, dessen hausväterliche Vergnügungen mit Kegelschieben und bescheidenem Abendbrot den Hof wenig begeisterte. Doch war der König ebenso leidenschaftlicher Jäger wie Soldat. In beiden Beziehungen war sein Freund Leopold
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