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unter den von siegreichen Preußischen Soldaten eroberten Fahnen haben die beiden Schöpfer Potsdams ihren richtigen Platz.
4. Niedergang und Wiederaufrichtung (1786—1809).
Auf den Thronwechsel setzte die Bürgerschaft Potsdams große Hoffnungen. Auch an Friedrich Wilhelm II. hatte Potsdam einen gütigen Herrn, dessen sittliche Schwäche in den nicht besonders sittenstrengen Anschauungen jener Zeit vielleicht einige Entschuldigung findet. Seine geistigen Interessen werden häufig übersehen. Für deutsche Dichtung und für gute Musik hatte er viel übrig. Lumanen Bestrebungen war er zugänglich. Durch die Befreiung des verdienstvollen, von Friedrich dem Großen in Last gesetzten, Lofbaurats Manger, dessen Potsdamer Baugeschichte, trotz aller Mängel, grundlegend ist, erwarb sich der neue König gleich anfangs die Zuneigung der Bürgerschaft.
So viel die aus der Anscheinbarkeit hervorgezauberte Stadt auch den beiden großen Lerrschern zu verdanken hatte, so lag doch hinter dem äußeren Glanz tiefer Schatten. Das riesige Soldaten-Bürger-Quartier in Schein-Palästen beengte die wirtschaftliche Bewegungsfreiheit. Der Bürger konnte sich nicht von der Naturaleinquartierung befreien, die ihm wie ein Pfahl im Fleische saß und ihn sein Laus nicht verwetten ließ. And die glänzende Palastfaffade wurde ihm als steifes Staatskleid unbequem. Beides waren ursprünglich dankbar empfundene Wohltaten gewesen. Wem Friedrich Wilhelm I.