Fünftes Kapitel.
Aus dem geistigen
und gesellschaftlichen Leben Potsdams.
Das geistige Leben des mittelalterlichen Potsdam fand außerhalb der Kirche und des Pfarrhauses seinen Sammelpunkt in zwei kleinen Häusern, welche auf dem Kirchhofe standen. In dem einen wohnte der Lehrer, welcher zugleich Küster und Ratsschreiber war, auch den Zeiger an der Kirchenuhr zu stellen hatte, in dem andern der Stadtmusikant, welcher mit seinen Gehülfen für die einfache Musik bei Hochzeiten, Kindtaufen und Begräbnissen zu sorgen hatte. Der kirchliche Gesang stand unter der Obhut des Lehrers. Aus einem Supplikat an den Bischof Dieterich v. Jagow 1465 geht hervor, daß der Rektor in der Kirche vor dem Altäre absingen mußte. Der Rat zahlte ihm dafür ein halb Schock märkischer Landwährung und legte 1499 noch 15 Gr. dazu, versprach auch bei der jährlichen Zusammenkunft der Altaristen frei Bier. Dafür hatte der Lehrer in der Frühmesse und bei dem Umgange mit dem Sakramente gegenwärtig zu sein und mit der Schule zu singen.