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Geldwirtschaft. Was ging, wurde im Wege der Naturalwirtschaft beschafft und nur in zweiter Linie, wenn die Naturalkräfte versagten, tat der König seinen Beutel auf. Privatleute mußten sich Häuser bauen, daneben baute der König aus seiner Kriegskasse oder der besonderen Extraordinarienkasse. Die Baumaterialien erhielten die meisten Neuanbauenden geschenkt; das Holz aus den königlichen Forsten, Kalk aus den Amts-Steinbrüchen in Rüdersdorf, Steine aus den Ziegeleien der Umgegend, Stadtkirche und Rathaus sollen durch Zwangskollekte der andern Kirchen und Städte gebaut werden, und erst zur Aushülfe springt der König bei, wie bei der Pflasterung. Die Bau-Arbeitslöhne müssen die Neuanbauenden selbst zahlen, erhalten aber nach Fertigstellung des Baues eine Vergütung von 8% aus der Accisekasse.
3. Blütezeit unter Friedrich dem Großen (I740—l786).
Friedrich der Große schenkt der jungen Stadt das Festkleid.
Der Schönheit hatte der praktische und sparsame Vater nicht Raum gegönnt. Der Sohn holt es reichlich nach. Die Altstadt und die erste Neustadt bis zur Pstugstraße (nur einige Straßen und Läufer darüber hinaus) tragen das Gepräge des künstlerisch empfindenden und schaffenden Sohnes. Hinier dem festlichen Frie- dericianischen Potsdam mit seinen Scheinpalästen tritt die schlichte und anspruchslose Bauweise des Soldatenkönigs zurück. Das alte Potsdam ist uns heute gleichbedeutend mit dem Friedericianischen.