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von Dessau sein Lehrmeister. Dieser hatte nach französischem Muster in Dessau Parforcejagden eingeführt.
Der König baute sich in der Drewitzer Heide 1714 ein Jagdhaus, von dem sternförmig Alleen ausgingen und hegte seit 1726 eine große Parforceheide dort ein. Sein
Plan, sie mit der Wusterhausener zu einer großen Wild- bahn zu verbinden, scheiterte an Seen und Sümpfen bei Gütergotz. Eine Meute wurde auf dem Jägerhof, der einstigen Fasanerie, dressiert. Hier wurden an Stelle der seltenen Wasservögel Elche und Auerochsen aus Ostpreußen gehalten, und frei umherlaufende Bären, besondere Lieblinge des zu derben Späßen geneigten Königs, der auch einen alten blinden Bären mit abgehauenen Tatzen zum
Schrecken der Bürger frei in der Stadt umher laufen ließ.
Zunächst wurden die Grenadiere, die wegen ihrer,
bis auf den offenen blauen Rock, völlig roten Uniform
im Gegensatz zu den weißen die „roten Grenadiere" oder
Krongrenadiere hießen, notdürftig im Städtchen untergebracht. Für dessen Erleuchtung wurde 1714 durch 600 Laternen gesorgt, die Friedrich I. einige Jahre vorher von Berlin bis Charlottenburg aufgestellt hatte. Erst eine Epidemie im Jahr 1715 gibt den Anstoß zur Schaffung besserer Quartiere. Und nun beginnt der Bau der Stadt, um fast bis zum Schluß des Jahrhunderts anzudauern.
Der König kauft den Bürgern ihre Läufer ab und baut sie in Fluchtlinie neu auf. Die Scheunen werden 1716
vor die Stadt gelegt, wüste Stellen ausgefüllt. Bis 1720
dauert die Erneuerung der alten Stadt, die noch immer
durch den Kanal begrenzt wird, doch wird er grade gelegt (wie er heute verläuft) und mit Bohlwerk verschalt.
Erst 1721 beginnt die Erweiterung der Stadt, nachdem
vielleicht schon einzelne Häuser jenseit des Kanals gebaut