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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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Umwandlung ganzer Ortschaften (wie Neubabelsberg und Wannsee) in Villen-Vororte von Berlin, durch den großen Aufschwung der Nachbargemeinde Nowawes (mit Neuen- dorf) und durch den gesteigerten Verkehr. Der ist auf der Havel zeitweise recht lebhaft mit Ruder- und Segel­booten, Motorbooten und Dampfern, Getute, Qualm und Benzingeruch. Der Einzelkahn, dieZille", mit dem großen Segel verschwindet und macht dem Dampfer- Schleppzug Platz, der sechs Güterzüge bewegen kann. Im Jungfernsee teilt sich die stark angewachsene Fracht­schiffahrt von der Elbe her: über Sakrow nach Berlin und über Glienicke in den 1906 eröffneten Teltowkanal für Durchgangsgüter nach dem Osten. Für immer ist die dörfliche Stille dahin, die Bischof Eylert vor 100 Jahren rühmte. Wer sie heute finden will, muß sie in weiter Entfernung suchen. Denn auch der ländliche Charakter der alten Erholungsstätten, (wie im einstigen Herrensitz Templin, Kaputher Fährhaus, Baumgarten­brück, Kuhfort, Nedlitz, Sakrow und Glienicke) ist zerstört. Man ist auf Berliner Massenverkehr einge­richtet, der Sonntags die einst stille Umgebung Potsdams überflutet, soweit Eisenbahn und Dampfschiffahrt reichen. Vorbei sind die Zeiten, in denen breite überdachte Gondeln im Stadt-Kanal ihre Gäste abholten und vom Tornow, wo warme Abendmahlzeit mitgenommen wurde, im Mond­schein auf den Templiner See führten.

Auch die Eisenbahn veränderte die Landschaft. Zur BerlinPotsdamMagdeburger Stammbahn ist die vorortreiche Wannseebahn mit Anschluß an die Ber­liner Stadtbahn gekommen mit im ganzen 100 Zügen in jeder Richtung. Für die neue Bahn NauenJüterbog ist die Wildparkstation Knotenpunkt.