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Den Dörfern geben Sommerhäuser und Villen mehr und mehr städtischen Charakter — nicht immer zu ihrem Vorteil. In den Dörfern von Kaputh über Töplitz bis Nedlitz haben fleißige Kleineigentümer oder Pächter nach dem Muster von Werder, der Obstkammer Berlins schon im 18. Jahrhundert, riesige Obstplantagen geschaffen. So haben die Bestrebungen des Großen Kurfürsten reichen Erfolg. Der größte Teil des Obstes wird nach Berlin verschickt, ein Teil in den bedeutenden Potsdamer Konservenfabriken verarbeitet. Der Weinbau hat gänzlich aufgehört. Frostjahre hatten die meisten Reben vernichtet. Auch hatte er bei mangelhaften Verkehrsverhältnissen seine Aufgabe erfüllt. Bei dem billigen und schnellen Transport könnte er heute dm Wettbewerb mit Rhein-, Mosel- und Bordeaux-Wein nicht aushalten.
Unverändert aber ist der allgemeine Charakter der herrlichen Landschaft geblieben mit ihrem mächtigen gepflegten Waldgürtel und der reich gegliederten Havel, deren Ufer Friedrich Wilhelm IV. anmutig mit Laubholz verbrämte. Er hob die Schönheit der Landschaft durch eingestreute romantische Bauwerke — auch im Sinne des Großen Kurfürsten -- und erschloß sie in Gemeinschaft mit dem verdienten Hofgärtner Herman Sello durch schöne Wege, besonders an dm Afern, deren Schatz die Stadt selbst nicht zu erhalten verstand. Aber schon beginnt der begehrliche Reichtum der benachbarten Weltstadt an den Waldufern Fuß zu fassen, unbekümmert um die Interessen der Allgemeinheit.
Auch das wirtschaftliche Leben der Stadt wird stark von der Weltstadt und seinem Großkapital beherrscht. Die Automobile der Berliner Warenhäuser, Geschäfte und Brauereien neben denen der eigenen Warenhäuser