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durcheilen täglich die Straßen Potsdams ebenso wie die Riesenautos der Berliner Fremdenführerei. Potsdam wird immer mehr zum Berliner Vorort; eine Entwicklung, die (z. B. durch Anpreisung an fieuerkräftigen Zuzug und Schaffung eines Luftschiffplatzes an der Pirschheide) noch künstlich beschleunigt wird.
Konnte 1830 die Literarische Gesellschaft als Sammelpunkt der geistigen Interessen aller gebildeten Kreise Potsdams gegründet werden und ausreichen, so heute nicht mehr bei der vermehrten Einwohnerzahl, dem fast übermäßig gesteigerten Vereinsleben und dem lebhaften persönlichen Anschluß an das geistige Leben der Reichshauptstadt. Mit dem Musikleben ist es ähnlich.
Im Gegensatz zu diesen Strömungen hat es die Stadtverwaltung verstanden, in kluger Ausnutzung stadtwirtschaftlicher Erwerbszweige nicht nur der Stadt ihre Selbständigkeit zu erhalten, sondern ihr einen neuen Einfluß auf die weitere Umgebung zu sichern. Zunächst kommt da der Gutsbezirk der Potsdamer Forst in Frage, in dem sich außer den Arbeiterkolonien Cäcilienhöhe und Daheim der großen Potsdamer Eisenbahnwerkstätten eine Reihe von großen Instituten an Potsdam angelehnt hat. Wirtschaftlich hängen sie von Potsdam ab und zehren von ihm. Ihre Beamten wohnen zum Teil in Potsdam und haben auch an dem geistigen Leben Potsdams nehmend und gebend teil. Die Eingemeindung wäre daher um so mehr gerechtfertigt, als Potsdam bereits zum Teil für Wasser und Elektrizität sorgt. Der Gutsbezirk umfaßt die Oberförsterei (schon vor 200 Jahren des Hegereiters Haus), die Provinzialanstalten in der Saarmunderstraße (die Idiotenanstalt Wilhelmstift — s. S. 148, 1894 von der Provinz