Agrarverhaͤltniſſe. 9
hoher Productivität, ihre Berufsgenoſſen zu hoher Kultur gediehen waren, der Landbau fort und fort bei einer auf Tauſch baſirten Wirthſchaftsform verharrte. Der mächtige Thätigkeitsanreger, die Konkurrenz, konnte in ſolcher Weiſe dem Landbau ſeinen ſo erfolgreichen Beiſtand nicht leihen, die Arbeiten wurden mit Trägheit und Unluſt verrichtet, die Arbeiter mußten auf niederer Kulturſtufe verharren, und wie groß auch die überall entgegentretenden Schwierigkeiten ſein mochten— das Syſtem der an die Scholle gebundenen Arbeiter mußte endlich aufgegeben werden, man mußte auch in der Landwirthſchaft Arbeitskräfte anwenden, die durch Konkurrenz ſich zur höchſten Thätigkeit angeregt fanden. Dieſes Intereſſe waltete zunächſt bei den Grundherren vor, die auch bereits mit den Laſten der Monarchie, mit Steuern und Schulden zu kämpfen hatten, und daher hoher Erträge bedurften.
Die dienſtpflichtigen Unterthanen aber hatten vor Allem das hohe Intereſſe der Freiheit, das ſie den Uebergang zur Geldwirthſchaftsform wünſchen ließ. War auch die Hörig— keit mißbräuchlich entſtanden, ſie war factiſch beſtehend und mußte durch das Geſetz gelöſt werden. Demnächſt ergab ſich aus jenem Uebergange eine Fixirung der in Geld aus— zuſprechenden Leiſtungen gegen den Staat und den Grundherren, woraus ſich folgerte, daß der freie Eigenthümer fortan die Ertragsüberſchüſſe zum eignen Nutzen verwenden dürfe, daß mit der Steigerung ſeiner Thätigkeit auch überall die ſeines Wohlſtandes verbunden war. Sollte aber der Erfolg ein lohnender ſein, ſo mußten alle Erfahrungen der höheren Agronomie in ſeiner Wirthſchaft Anwendung ſinden; es mußte ihm die große Productionskraft eines rationellen Wirthſchaftsſyſtems zu gute kommen, und dies war nur durch Zuſammenlegung der zerſtreuten Feldſtücke und Auf— hebung der getheilten Eigenthumsrechte, daher durch Thei— lung der Gemeinheiten, Ablöſung der Servituten ꝛc. zu erreichen. So läßt ſich kaum eine tiefer eingreifende Reform, eine vollkommnere Umgeſtaltung aller Lebens- und