° Agrarverhaͤltniſſe. 11
Berufsklaſſen mußte auch der Kultur dieſer Klaſſen einen neuen Aufſchwung geben.
So drängten alle Intereſſen zur Löſung der feudalen Bande, die ihre weltgeſchichtliche Aufgabe erfüllt, die Menſchheit für die höheren Wirthſchaftsformen, für ein freies und ſelbſtſtändiges Wirken herangereift hatten, und die, den organiſchen Lebensgeſetzen gemäß, demnach abſter— ben und neuen geſellſchaftlichen Formationen Raum geben mußten. Nächſt der Einführung des Chriſtenthums giebt es in dem Völkerleben kaum ein bedeutungsreicheres Ereigniß, als der Uebergang des Landbaues zu den freieren Wirthſchaftsformen, und wenn die ſich entgegenſtellenden Hinderniſſe ſehr erheblich waren, ſo mußte die Wichtigkeit des Gegenſtandes Muth und Kraft zu ihrer Ueberwindung verleihen. Abgeſehen von den Schwierigkeiten des Uebergangsaktes ſelbſt, war die Geſtaltung der künftigen Geſellſchaftsverhältniſſe eine Aufgabe, die nach den bisherigen Erfahrungen ſich eben ſo wenig überſehen ließ, als nach Anleitung der Wiſſenſchaft, die es gänzlich verſchmäht hatte, ſich mit ſolchen Dingen zu beſchäftigen. Suchen wir uns zu vergegenwärtigen, welche Lücken durch Auflöſung des Patrimonialſtaats entſtehen mußten.
Die hierarchiſche Verfaſſung, welche bisher die im Patrimonialſtaate vereinigten bäuerlichen Wirthſchaften aufs innigſte mit einander verbunden hatte, wird aufgehoben, und jeder einzelne Wirth hat nunmehr für ſich ſelbſt zu ſorgen. Der Gutsherr verabfolgt fernerhin weder Baunoch Brennholz, gewährt keine Unterſtützung in Unglücks—fällen, da er kein Intereſſe an der Erhaltung der Einſaſſen bewahrt, nachdem er ſich die zur Beſtellung ſeiner Felder nothwendigen Arbeitskräfte durch Errichtung von Tagelöh— ner⸗Etabliſſements ſelbſt beſchafft hat. Für die Erhaltung des Viehſtandes muß auf den ſeparirten Wirthſchaftsflächen Sorge getragen werden, da die Weideberechtigung im herrſchaftlichen Walde abgelöſt, die Gemeinweide getheilt, und auch die gemeinſame Behütung der bäuerlichen Brachfelder