68 Erbfolgeordnung.

„führung dieſes Prinzips, zumal in unſeren ſteuerreichen „Zeiten, die Bauerhöſe mit Schulden überlaſtet, wegen „Mangels des nöthigen Betriebskapitals ſchlecht bebauet, „und zuletzt in Konkurſen auf die allerſchlechteſte Art ver­„theilt. Es werden dann überhaupt alle Vortheile der Ver­„ftheilbarkeit zerſtört werden. Die Unvermeidlichkeit, mit „welcher meiſt augenfällig ſo traurige Folgen ſich verkündi­„gen, bewirkt denn auch meiſtentheils, daß die Güterſchätzer „und die Obrigkeit das kranke Recht, freilich auf geſetz­„widrige Weiſe, dadurch zu heilen ſuchen, daß ſie den Hof „ſammt Zubehör ſo gering anſchlagen, daß jene Gleichheit „der Erbportionen nur eine ſcheinbare, oder daß die Vor­„theilsberechtigung größer wird. Uebrigens aber müſſen „wir auch geſtehen, daß die aus der naturrechtlichen Gleich­„heit abgeleiteten Gründe für eine unbedingt gleiche Beer­„bung aller dem Grade nach gleichen Erben hier nicht aus—­„reichend ſcheinen. Die Erbrechte gründen ſich wenigſtens „nicht bloß auf das reine Recht, ſondern es wirken überall „auch politiſche Gründe zu ſeiner Anerkennung und Modifi­„kation mit. Inſoweit nun nach der allgemeinen Anerken­„nung der jetzt lebenden landbeſitzenden Familienväter eines „Gemeinweſens oder der ſie repräſentirenden verfaſſungsmä­„ßigen Geſetzgebung das Vertheilen und das völlig gleiche „Beerben beſtimmter Nachkommen, dem Gemeinweſen und „den Familien ſelbſt ſchädlich, ſtatt heilſam wäre, inſoweit „können mit unzweifelhaftem Recht die nöthigen Modifikatio­„nen des gleichen Erbrechts anerkannt und ſanctionirt wer­„den. Auch zeigt ſich in der Regel das Schickſal der ab­„gefundenen Erben keinesweges ſo hart. Sie behalten nicht „bloß meiſtens auf dem Gute eine Heimath und Zuflucht, „ſondern finden durch Vermehrung ihres ererbten Vermögens „und durch erhöhete Anſtrengung, durch Gewerb und Glück „ſehr häufig ein gutes Unterkommen.“ Bei unbedingter Anerkennung dieſer mit unſern Grundſätzen vollkommen übereinſtimmenden Anſichten erſcheint es doch ſpaßhaft, wie hier der ehrliche, das Völkerwohl mit Aufrichtigkeit erſtre­