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Die Landgemeinde in Preußen / von Moritz von Lavegne-Peguilhen
Seite
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78 Kulturverhältniffe.

Decennien, die großartigſten Anſtrengungen zur Herſtellung eines geordneten Landſchulweſens gemacht, doch iſt es bei der Jugendlichkeit dieſer Inſtitute, ſchon der ſchwierigen Beſchaffung eines tüchtigen Lehrerperſonals wegen, gar nicht zu erwarten, daß fie ihrer Aufgabe bereits gewach­ſen ſeien.

Und dann iſt es nicht allein das Schulweſen, von dem alles Heil erwartet werden darf. So wenig die gebil­deten Stände ihre Bildung ausſchließlich den Gymnaſien und Univerſitäten verdanken, eben ſo wenig iſt zu hoffen, daß die ſo eben aus dem Zuſtande der Unfreiheit und der wirthſchaftlichen Erſtarrung erwachenden Landgemeinden lediglich mittelſt der Schulen die Befähigung zur Löſung ihrer umfaſſenden Aufgaben und zur Sicherung ihrer Exi­ſtenz durch geiſtige Regſamkeit erlangen werden. Das ganze Leben ſoll eine Bildungsſchule ſein;[es müſſen die mannig­fachſten Kräfte zuſammenwirken, um die in jedem Indivi­duum ruhenden Fähigkeiten zur Entwickelung zu bringen. Hierzu ſind mittelſt der neueren Agrargeſetzgebung bereits einige wichtige Grundlagen gewonnen; die Koppelwirth­ſchaft, die Kreditinſtitute, die privilegirte Erbfolge werden fie vervollſtündigen. Die den Geiſt und die wirthſchaftlichen Kräfte beengenden Schranken ſind gefallen; jeder Ruſtikal­beſitzer hat ein ſchönes Thätigkeitsfeld erlangt, auf dem er ſeine Kräfte nach allen Richtungen hin glänzend entfalten kann. Der bildende Wirkungskreis iſt gewonnen es kommt nur darauf an, daß die zu ſeiner allſeitigen Aus­füllung nothwendigen Kräfte wenigſtens einigermaßen vor­gebildet werden. Wie dies geſchehen müſſe, und welche Inſtitutionen zu dieſem Behufe ins Leben zu rufen wären, wird ſich nur überſehen laſſen, wenn wir die Berufsar­beiten und die Aufgaben des Ruſtikalbeſitzers uns verge­genwärtigen.

Ein bedeutungsreicher Gegenſatz der großen und der kleinen Landwirthſchaft iſt, daß dieſe der Arbeitstheilung wenig Zugang geſtattet, während in jener gewiſſermaßen