80 Kultur verhaͤltniſſe.
er verrichtet ſehr einförmige mechaniſche Arbeiten, oder ergeht ſich in Vergnügungen, die ſeine ſinnlichen Kräfte vorzeitig aufreiben. Während ehedem eine große Dorffeldmark Und ausgedehnte Gemeinheiten einen umfaſſenden Tummelplatz darboten, giebt heute das kleine Ruſtikalfeld keine Gelegenheit zu lebhafter Bewegung; die natürliche Indolenz wird durch ſchwere Holzklötze, die nicht von den Füßen kommen, noch geſteigert, und ſo entwickelt ſich der Knabe zu einem ungeſchlachten Tölpel, der durch militairiſche Erziehung ſpäterhin nur höchſt nothdürftig ausgebildet werden kann. Und wie viele müſſen wegen Schwäche und Gebrechlichkeit noch von dieſer Erziehungsanſtalt zurückgewieſen werden? Es ſind daher mit den Dorfſchulen zugleich Turnanſtalten zu verbinden. Ueberdies wird der Lehrer ſein Augenmerk ganz vorzüglich auf Reinlichkeit und Ordnungsliebe zu richten haben; denn in keinem Individuum wird die Kultur Eingang finden, das in Schmutz und Lumpen einhergeht. Dies iſt vielleicht einer der wichtigſten Gegenſtände der Elementarer ziehung.
Die Unanwendbarkeit des Arbeitstheilungsprinzips, die Nothwendigkeit, faſt alle wirthſchaftlichen Arbeiten eigenhändig zu verrichten, macht aber zugleich eine umfaſſende techniſche Bildung zum dringenden Bedürfniß. Dahin gehört ganz beſonders die Konſtruktion des Pfluges und bie zweckmäßige Handhabung deſſelben. Kein junger Ruſtikalbeſitzer wird ſeine Wirthſchaft antreten, oder gar Sitz uud Stimme im Gemeinderath erhalten dürfen, bevor er nicht einen tadelfreien Pflug eigenhändig erbaut und mit demſelben eine gute Furche gezogen hat. Die Mädchen würden ſich vor der Verheirathung über ihre Geſchicklichkeit im Nähen und Stricken, im Spinnen und Weben auszuweiſen haben. Es iſt unglaublich, welchen Einfluß dieſe Kunſtfertigkeiten auf das wirthſchaftliche und häusliche Gedeihen üben, indem ſie beſonders das Selbſtgefühl erwecken, nnd dadurch das ſittliche Verhalten beleben. Wie ſehr auch durch Begünſtigung der Baumwolleneinfuhr der Flachsbau