Kulturverhaͤltniſſe. 81
und durch die Maſchinen die Handſpinnerei herabgedrückt worden, noch immer giebt der Leinwandverkauf Gelegenheit, der Wirthſchaftskaſſe einen ſchönen Zuſchuß zu verſchaffen. Irgend ein Ausweg muß geſucht werden, um die zahlrei— chen winterlichen Mußeſtunden wiederum werthvoll zu nützen, und dahin kann nur die Vereinigung der Land— und Gewerbewirthſchaft führen. Ueber die techniſche Bildung der jungen Leute würde die verſammelte Gemeinde zu entſcheiden haben, und wenn es den jungen Männern nicht an Gelegenheit zur Ausbildung fehlen kann, ſo würde die der Mädchen beſonders durch die gebildeten Landfrauen zu überwachen ſein.
Alle Anſtrengungen für die Aufhülfe der Landgemein— den werden ſcheitern, ſobald der wirthſchaftlichen Bil— dung nicht eine vorzügliche Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Noch immer wird der Landbau auf den Ruſtikalhöfen fo betrieben, wie etwa zur Zeit der Patriarchen; die eminenten Fortſchritte der Agronomie find den Landgemeinden in keiner Weiſe zu Gute gekommen, ja ſie werden denſelben durch die ſteigende Ueberlegenheit der größeren Güter nur gefahr— bringend. Das Uebel liegt beſonders darin, daß es noch keine Vorbilder giebt, welche die Anwendbarkeit der höheren agronomiſchen Prinzipien auf kleine Flächen zur Anſchauung bringen. Da hier üble Rathſchläge beſonders zu fürchten ſind, weil ſie der guten Sache leicht auf Generationen hinaus ſchaden können, ſo wäre auch in dieſer Beziehung das wirthſchaftlich kultivirtere Ausland, welches die betreffenden Schwierigkeiten längſt überwunden hat, zu befragen. Die landwirthſchaftlichen Vereine würden dann die tüchtigeren Hofbeſitzer mit Rathſchlägen, Sämereien, Düngergyps, guten Viehracen ꝛc. zu unterſtützen, und bei dauernd emſiger Betriebſamkeit mit Prämien auszuzeichnen haben. Der Geſetzgeber hat auch die Nothwendigkeit einer derartigen Einwirckung vorausgeſehen und deshalb in§. 39. des LandesKultur-Edikts vom 14. September 1811 den landwirth
v. Peguilhen, die Landgemeinde. 6