82 Kulturverhaͤltniſſe.
ſchaftlichen Vereinen Unterſtützungen aus Staatsfonds zugeſichert, die aber immer noch nicht gewährt worden ſind.
Die wirthſchaftliche Erziehung wird ſchon mit früher Jugend beginnen müſſen. Man wird einen angemeſſenen Preis auf Abfaſſung einer kleinen Schrift ausſetzen müſſen, in der die Hauptwahrheiten der Wiſſenſchaft vom Landbaue mit leicht faßlichen Erläuterungen aus den Gebieten der Phyſik und Chemie zuſammenzuſtellen wären, und aus dieſer Schrift würde der Lehrer Vorträge zu halten haben. Werden die Lehrſätze einfach, klar und faßlich hingeſtellt, ſo werden ſie der Jugend für das ganze Leben ſich einprägen. Denn den Landleuten fehlt nur der Verſtand— oder vielmehr das Intereſſe— für Dinge, die gänzlich außer ihrer Sphäre liegen, wie etwa die Geographie und Geſchichte von Penſylvanien, oder die Bedeutung der Vorund Nachſilben in der deutſchen Sprache. Wo die Objecte der Forſchung der unmittelbaren Anſchauung vorliegen, und wo die Erkenntniß unmittelbaren Vortheil verſpricht, da werden weder Scharfſinn noch Aufmerkſamkeit zu vermiſſen ſein.
Sollen aber die Worte des Lehrers Eingang ſinden, ſo muß er ſich eine geachtete Stellung in der Gemeinde erringen, und dieſe wird nur zu erreichen ſein, wenn er in irgend einer Weiſe ſeine practiſche Tüchtigkeit an den Tag legt. Denn ein etwa uſurpirter Gelehrten-Nimbus wird nicht lange Beſtand haben, und dann die Verachtung um ſo unbegränzter ſein. Eine ehrende Anerkennung wird aber überall den tüchtigen Leiſtungen im Obſtbau, in der Bienenund Seidenzucht folgen, und dieſe werden deshalb, und weil ſie weſentliche Momente der wirthſchaftlichen Bildung ſind, das practiſche Gebiet der Lehrerwirkſamkeit ſein müſſen; ſie werden bei gutem Betriebe zugleich eine reiche Einnahmequelle ſein. Sollen aber die Baumpflanzungen gedeihen, ſollen namentlich die zur Verkoppelung nothwendigen Hecken ins Leben gerufen werden, ſo muß nach Vorbild der Potsdammer Landesbaumſchule in jedem Kreiſe eine Kommunal