ischen Kultur auf religionswissenschaftlichem und religionsphilosophischem Gebiete bildet Mosche ben Maimuns Lebenswerk.
Erziehung und Bildune.
Über den äußeren Lebensgang und die innergeistige Entwicklung Maimonides können wir zwar aus seinen Schriften und Briefen manches wertvolle Material schöpfen, aber mit der biographischen, literarhistorischen und geistesgeschichtlichen Darstellung unserer großen Männer hat sich die Geschichtsschreibung früherer Jahrhunderte wenig befaßt. Die biographische Literatur war früher bei uns Juden spärlich und mangelhaft. Der einzelne trat eben vor dem Volksganzen, die historische oder literarische Persönlichkeit hinter ihren Leistungen zurück — und Personenkultus war dem Judentum früher wesensfremd. Das Judentum hat daher kein „Leben Mosches“, wie die Evangelien ein „Leben Jesu“ oder der Koran ein „Leben Mohammeds“, das religionsbildend geworden wäre. Erst im vorigen Jahrhundert, als die Wissenschaft vom Judentum neu aufblühte, wapdte sich die Geschichtsforschung auch der Biographie der führenden Männer im Judentum zu, so daß wir heute schon eine reiche Literatur über Maimonides besitzen. Wir verweisen namentlich auf das ausgezeichnete, inhaltsreiche Sammelwerk zum 700. Todestage des Maimonides, herausgegeben von der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums im Jahre 1908.
Die tiefen und starken Wurzeln des geistigen Wachstums unseres Maimonides lagen im Eltern- und Lehrhaus. Das Elternhaus war ihm gleichzeitig Lehrhaus, die beste Schule der religiösen und moralischen Ausbildung. Sein Vaterhaus war auch eine Pflanz- und Pflegestätte der jüdischen Wissenschaft. Sein Vater Maimun ben Josef — man beachte, daß der Name Maimun ein arabischer ist, „Glücklicher“ bedeutet, und auf eine sprachliche Annäherung an die arabische Umwelt hinweist — war wie seine Ahnen in Bibel und Talmud gelehrt, in den halachischen Schriften der Gaonim (der Schulhäupter der talmudischen Hochschulen in Babylonien) belesen, war Dajan, d. h. Richter, Mitglied des rabbini- schen Richterkollegiums, das jede Gemeinde hatte, und bekundete auch ein reges Interesse für die Wissensfächer der philosophischen Bildung, welche von Arabern und Juden schon im Interesse ihrer Religion, aus apologetischen Gründen, eifrigst gepflegt wurden. Dieser gelehrte Vater führte den Knaben in die Quellenschriften des Judentums, in Bibel und Talmud ein. Von der Mutter und ihrem religiösen und moralischen Einfluß auf den Sohn schweigt die Geschichte als von etwas Selbstverständlichem im Judentum. Die übrigen Wissensfächer: Naturwissenschaften, Medizin und Philosophie lernte Maimonides wohl erst später, mehr aus arabischen Schriften, als schulmäßig bei arabischen Lehrern. Erst in reiferen Jahren pflog er Umgang mit arabischen Gelehrten.
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