tod ist die höchste Stufe der Heiligung des göttlichen Namens. Wer aber diese moralische Kraft nicht aufbringt und dem Glaubenszwang sich fügt, hat zwar den göttlichen Namen nicht geheiligt, ist aber doch nicht strafwürdig und darf nicht als Frevler gegen Gott und seine h. Lehre beurteilt und verurteilt werden. Welch eine Höhe der Auffassung!
Ferner kommt noch in Betracht, bemerkt Maimonides, daß man früher, zur Zeit der (römischen) Religionsverfolgung, eine Übertretung der religiösen Gebote durch eine Ta thandlung gefordert hat, während man jetzt von seiten der Mohammedaner sich mit einem Lippenbekenntnis begnügt, im übrigen aber stillschweigend gestattet, daß ein solcher Mohammed-Bekenner die Riten des Judentums, zwar nicht öffentlich, in der Synagoge, aber in seinem Hause, in seinen vier Wänden, ausübt. Wer trotzdem das Bekenntnis zu Mohammed verweigert und lieber den Tod erleidet, hat gewiß das Höchste an religiöser und moralischer Kraft geleistet, den Namen Gottes und des Judentums geheiligt. Wer uns nun fragte: ob er das mohammedanische Glaubensbekenntnis sprechen oder sich töten lassen solle, dem würden wir — schreibt Maimonides — antworten: opfere nicht dein Leben! — Das Leben ist nach biblischer Auffassung der Güter höchstes: uvacharta bachajim — bleibe aber nicht in einem Lande des Glaubensfanatismus, wandere aus in einen Ort, wo du frei und offen das Judentum bekennen und betätigen kannst; verlaß dich aber nicht auf diejenigen, welche die baldige Ankunft des Messias-Königs und die Heimkehr aller Juden nach Jerusalem ankündiven. Die Frfüllune dieser Hoffnung liegt bei Gott. Tun wir unsere religiöse Pflicht, dann mag und wird auch Gott seine Verheißung erfüllen.
Eine edle, ethische Gesinnung zeichnet dieses Sendschreiben aus. Den Rat, den Maimonides anderen erteilte, befolgte er selber, denn was er lehrte, hat er auch durch sein Leben bekundet.
Wanderung und Niederlassung, Studium und Beruf.
Infolge der für die glaubenstreuen Juden drückenden Verhältnisse durch den harten Glaubenszwang der fanatischen Almohaden, sah sich die Familie Maimun genötigt, auszuwandern, im Jahre 1165 Fez zu verlassen, um dem seelischen Zwiespalt zu entgehen, mit dem Judentum im Herzen und im Hause den Glauben an Mohammed mit den Lippen bekennen zu müssen. Das erste Reiseziel war Palästina, das Land der jüdischen Sehnsucht. Nach vierwöchiger stürmischer Seefahrt landeten sie in Akko. verweilen dort einige Monate, reisen weiter nach Jerusalem, um dort bei den Trümern des heiligen Tempels, an der stehengebliebenen Westmauer, zu beten und zu sinnen, besuchen auch Chebron mit der Grabstätte der Stammväter und Stammütter und reisen — wohl infolge der herrschenden politischen Verhältnisse — weiter nach Ägypten, wo die Wiege des jüdischen Volkes stand. In Fostat (Alt-Kahira) ließen sie
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